Circus Halligalli: #FartAgainstTrump

DI 21.03.2017 | 22.15 Uhr | ProSieben

Die Zeit der Ironie ist vorbei. Und es ist ausgerechnet „Circus Halligalli“ mit Joko und Klaas, das am Dienstagabend auf ProSieben ein beeindruckendes Statement zur Lage der Nation – oder eher: der Welt abgeliefert hat.

Das war so nicht zu erwarten gewesen. In der Vorwoche ist die Aktion #FartAgainstTrump angekündigt worden. Als Protest gegen den neuen US-Präsidenten Donald Trump sollten alle am Dienstag, 21. März, um 23.05 Uhr – also während der laufenden „Circus Halligalli“-Sendung – einmal gen Washington furzen.
Blöde Aktion? Ja!

Aber wie sich zeigte, ging es den Machern darum gar nicht. Denn als der Furz losgehen sollte, brach plötzlich das Bild ab – und Joko und Klaas bekamen die Leviten gelesen. Und eigentlich das gesamte deutsche Fernsehen, und wirklich eigentlich: wir alle.
Friedrich von Liechtenstein saß auf dem Sofa, und Joko und Klaas standen vor ihm die dumme Jungen.

Die Furz-Aktion sei Satire gewesen, so Klaas. Es würde sich ja nichts ändern, alles sei gleich sinnlos, und das sei die Satire.
Wenn die Welt vor dem Abgrund stehe, so Liechtenstein, sei die Zeit der Ironie vorbei. Und wenn den Fernsehclowns nicht anderes einfiele als Nonsens, dann sei Fernsehen und Satire „zurecht im Arsch“. Die Typen, die jetzt an der Macht seien oder auf dem Wahlzettel stünden, seien lange nicht so harmlos wie die lauen Pointen. Die Fernsehleute sollten nun ironiefrei für etwas einstehen und sich dafür auch beschimpfen lassen – oder sich wenigstens bessere Gags einfallen lassen.
„Wir machen nur Unterhaltung“, sagt Joko, es könne wohl kaum ihre Aufgabe sein, Weltpolitik zu kommentieren.
„Bullshit“, findet das Friedrich von Liechtenstein. Es die falsche Zeit, aus Angst vor einem Shitstorm auf Facebook die Schnauze zu halten und zu ignorieren, was für eine Scheiße gerade auf der Welt passiere, das gelte auch für Fernsehfressen wie Joko und Klaas.
Die beiden könnten weiter laue Witze machen und weiter die Nazis im Unklaren lassen, was sie von ihnen halten würden – aber dann seien sie eben Scheiße, so Liechtenstein weiter.

Batsch.
Eine schallende Ohrfeige – für so viele Medienmacher. Für so viele Comedynasen, die ja nur Comedy machen wollen und keine Haltung zeigen möchten.
Batsch.
Diese Ohrfeige ist für so viele von uns allen. Aber diese Ohrfeige macht ein Stückweit auch Mut.

Am Ende gehen Joko und Klaas nachdenklich durch ihre Publikumsreihen, und es wird spannend, was in den nächsten Wochen in ihrer Show daraus wird.

Aus einer Gaga-Aktion ist wieder mal ein Stück berührendes, aufrüttelndes Fernsehen geworden, und der Gedanke, dass diese Show zum Sommer enden soll, ist ein trauriger.

Zum Nachschauen auf YouTube.


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