Neu-Ludwigsaue

Manche Orte sind so abgelegen und so winzig, dass man sich fragt, wer da so lebt. Und wie die da so leben.
In Neu-Ludwigsaue zum Beispiel.

Neu-Ludwigsaue gehört zu Ludwigsaue, was wiederum zu Beetz gehört, und Beetz ist ein Ortsteil von Kremmen im Landkreis Oberhavel.
Ludwigsaue liegt schon janz weit draußen, gute 7 Kilometer von „Hauptort“ Beetz entfernt, irgendwo mitten im Wald.
Wer nach Neu-Ludwigsaue will, muss noch mal 3 Kilometer weiter fahren.
Aber auch von der Landesstraße aus führt ein unbefestigter Waldweg dorthin. Der Ort liegt genau zwischen Ludwigsaue und Rüthnick.

Wahrscheinlich nicht mal 10 Leute leben dort. Auf einem Hof stehen immerhin noch ein paar Rinder.
Ich besuche eine Familie, die mir erzählt, wie es sich dort lebt. Ruhig ist’s, man braucht die Natur zu spüren, und das sei sehr schön. Aber man muss für Einkäufe weit fahren. Der nächste Bäcker ist in Beetz, der nächste Einkaufsmarkt in Kremmen oder Alt-Ruppin – beides gut 15 Kilometer entfernt. In die Kreisstadt Oranienburg fährt man gut 35 Minuten.
Im Winter kommt es schon mal vor, dass man einschneit. Früher, als die Straße nach Ludwigsaue noch nicht asphaltiert war, sorgte schon mal der Regen für Schlamm und Durchfahrtstopps.

Früher, da war mehr los in Neu-Ludwigsaue. Bauern hatten ihre Felder, ihre Tiere. Nach dem Krieg lebten dort auch viele Flüchtlinge. Mit der DDR-Politik kamen die LPGs und damit das Aus für die kleinen Bauern. Das Leben in Neu-Ludwigsaue erstarb, und auch in Ludwigsaue gab es irgendwann keinen Konsum mehr, keine Kita. Das leben, gerade für Familien mit Kindern, wurde beschwerlicher.

Was passiert mal mit so einem Ort. Eine der Frauen aus Neu-Ludwigsaue meinte, dass vielleicht mal ein paar Städter kommen und ihren Landsitz daraus machen – für die Wochenenden und Ferien. Ihren Kindern oder Enkeln möchte sie das JWD-Leben nicht unbedingt zumuten.

Ich verlasse das Haus wieder. Lausche. Kraniche kreischen am Himmel. Der Wind weht ein bisschen. Die pure Natur.
Ich setze mich ins Auto und fahre los – zurück in die Stadt.


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