Kreuzweg

MO 13.02.2017 | 20.15 Uhr | arte

Quälend. In einer einzigen, nicht enden wollen Einstellung, ganz ohne Schnitt, wirklich minutenlang spricht ein Priester auf eine Gruppe junger Teenies ein. Wie böse die moderne Popmusik ist. Die „Bravo“ natürlich. Und eigentlich alle, die nicht an das glauben, was er ihnen vermittelt.
In einer anderen Szene, die ebenfalls nicht enden will, die ohne Schnitt und Schwenk auskommt, sehen wir eine Gruppe Teenies beim Schulsport. Ein Mädchen macht nicht mit, weil es die Musik sündhaft und teuflisch findet. Es muss nicht mitmachen, und dann wird eine andere Musik gespielt. Die anderen rebellieren, und die Lehrerin spricht über Toleranz. Worauf die anderen meinen, dass ja auch das Mädchen nicht tolerant sei.

Dietrich Brüggemann packte für seinen Film „Kreuzweg“, der am Montagabend erstmals bei arte lief, ein heißes Eisen an: Wie aus Kindern Soldaten Jesu Christi werden sollen.
Da wird auf die Kinder immer und immer wieder eingeredet, dass sie von allem Abstand halten müssen, was sündhaft sein kann. Musik, andere Jungs oder Mädchen, Nichtgläubige.
Ist das für den Zuschauer anfangs ein wenig ermüdend – auch durch die lange, starre Art des Films, in vielen Szenen nur eine Einstellung zu wählen – so ist jede Szene an sich, dann doch packend. Zeigen sie doch, welchen Einfluss fundamentale Christen nehmen und welche Folgen das haben kann, wenn Kinder dann auf die „Realität“ draußen treffen. Wenn sie schon dafür bestraft werden, nur weil sie in einem Chor der anderen evangelischen Gemeinde singen wollen.
„Kreuzweg“ zeigt durchaus eindrücklich, welchen Hass Religion sähen kann, wenn man von ihr gerade besessen ist und keinen anderen neben sich zulassen will.
2014 gab es dafür bei der Berlinale zurecht den Silbernen Bären.


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