Echt Julia!

SA 17.12.2016 | 19.45 Uhr | one

In Folge 2 tut sich Julia beim Baden im See die Hand weh. In Folge 3 labert sie davon, dass sie sich von ihrem Freund getrennt hat, einfach so. Und beschwert sich, dass er das so hingenommen hat.
Das ist keine Zusammenfassung der Handlung. Mehr passiert schlicht nicht in der neuen coolen Jugendserie „Echt Julia!“, die diese Woche im ARD/ZDF-Jugendangebot Funk und am Sonnabend bei one angelaufen ist.

1985 herrschte Aufruhr: Die neue wöchentliche Serie „Lindenstraße“ sah damals sehr billig aus. Für viele ein Tiefpunkt.
1992 der nächste Schock. Das damalige RTL plus startete „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, eine tägliche Soap. Noch billiger.
2011 ging’s weiter mit „Berlin Tag & Nacht“ bei RTL II. Laiendarsteller improvierten irgendwas dahin. Nochmal billiger.
2016 kommt der nächste Trend: Selfie-Serien. Vor allem im Internet, auf Youtube, Instagram oder Snapchat, gibt es Leute, die ihr Leben filmen. Sie labern, sie erleben was, erzählen davon, und alles ist ganz dramatisch.

Diese Art Selfie-Serien gibt es natürlich auch gescriptet. Auf RTL II You gibt es „Berlyn“, wo sich alle nur selber filmen, was natürlich noch viel billiger ist, weil man ja keine großartige Kameratechnik mehr braucht.
Jetzt ziehen Funk und one nach. „Echt Julia!“ funktioniert auch auch so, dass diese Julia scheinbar ihr Leben filmt.

Nur interessant ist das leider überhaupt nicht. Zugegebenermaßen ist es aber auch schwierig, in den nur fünfminütigen Folgen (mehr und längere Aufmerksamkeit geht leider nicht mehr), irgendwas aufzubauen, was nach einer Geschichte riecht.
Leider waren aber die ersten drei Folgen, die am frühen Sonnabendabend bei one liefen, alles andere als spannend. Da tut sich Julia also an der Hand weh. Au weia. Und dann kommt wie aus dem nichts die Trennung vom Freund mit einer irrwitzig-bekloppten Begründung.
Die Frau soll 29 Jahre alt sein, benimmt sich aber wie ein dümmlicher Teenie. Und das will die junge funk-Zielgruppe sehen? Und die, die älter sind als 20 oder 25: Ist denen das nicht auch zu dämlich?

Wirklich peinlich ist übrigens, dass diese Julia mit der Kamera spricht, als wäre die ihre Freundin. Sie nennt sie Kitty.
Klingelt da was? Anne Frank nannte ihr Tagebuch, dem sie sich anvertraute, auch Kitty. Soll dieser Zusammenhang wirklich hergestellt werden? Oder ist das Zufall (Nein, das kann kein Zufall sein)? Das wirkt geradezu unangenehm peinlich, weil dieser Vergleich irgendwie gar nicht geht. Nicht, weil man das eventuell nicht darf, sondern weil er im Fall von „Einfach Julia“ so dumm ist.
„Echt Julia!“ ist leider nur erschütternd blöd.


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