Der Cinestar-Niedergang

In Berlin-Friedrichshain entsteht demnächst ein neuer Kinopalast. So was hat Berlin ja auch noch nicht und wird deshalb sehr dringend benötigt.
Na ja.
Dabei scheint es, dass die großen Ketten jetzt schon arg zu knabbern haben. Wenn man sich zum Beispiel mal in den Cinestar-Kinos in Berlin umsieht, wird man nachdenklich.

In Tegel stehen die Leute gute fünf Minuten an der Kinokasse, ohne dass sich was tut. Die Kasse ist nicht besetzt, der Mann dahinter war plötzlich verschwunden, und die anderen zig Kassen sind verwaist. Auch sonst ist wenig los. Es ist kein einziger Mitarbeiter zu sehen, weder am Einlass, noch an der langen Bar.
Wer wissen möchte, welchen Film man sich denn ansehen könnte, muss im Smartphone im mobilen Internet nachsehen. Die Anzeigetafeln sind außer Betrieb. Flyer sind nicht zu finden. Service: null. Oder eher: -100. Und das ist keine einmalige Beobachtung, sondern in Tegel ein Dauerzustand.
Die Tickets werden zwar nur moderat teurer, dafür aber ist inzwischen fast der komplette Kinosaal zur Loge mutiert. Bis auf die ersten drei Rumpelreihen. Somit wurde es also doch teurer – aber eben versteckt.
Die zig Kassen an der Bar sind niemals alle besetzt – der hintere Teil der Bar nicht nicht mal bestückt. Aber wer inzwischen für einen halben Liter Cola 4,50 Euro zahlen muss, geht sowieso dankend dran vorbei. Von den unfassbaren Popcorn- und Nachopreisen gar nicht zu reden.
Später wird das komplette Kino von furchtbarer Rap/HipHop-Musik beschallt. In einer Lautstärke, dass es weh tut. Wegen der Texte und sowieso.
Wer ins Tegeler Cinestar geht, der wird quasi an allen Ecken und Enden angebrüllt: Bitte kommen Sie nicht hierher!

Das Cinestar Cubix am Alexanderplatz in Mitte hat auch schon bessere Tage erlebt. Bisher war auch die Bar in der oberen Etage immer besetzt, weshalb wir uns im Foyer auch nichts gekauft haben. Oben stellen wir überrascht fest, dass tote Hose herrscht. Dem Umsatz des Kinos hat das nicht gut getan – wir hatten keine Lust, noch mal runter zu gehen.

Im Cinestar-Kino in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg wird über den Kassen immerhin das Kinoprogramm angezeigt. Aber die Kassen sind oft geschlossen. Stattdessen gibt es die Tickets an der Getränkebar. Wenn man Glück hat, hat jemand einen Zettel irgendwohin geklebt, wo das auch steht.

Und so weiter.
Das Kino ist in der Abwärtsspirale. Immer weniger Service. Immer höhere Preise. Immer weniger Personal. Immer mehr Sparmaßnahmen. Das führt zu noch weniger Besuchern und noch höheren Preisen.
Schade. Denn für mich ist das Kino, die große Leinwand immer noch unersetzbar.


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