Harald Schmidt: Nachwende-Notizen eines Betagten

Die erste Notiz stammt vom 10. November 1989. Gerade war die Mauer gefallen, es herrschte Jubel. „Es kommt mir vor wie ein Traum“, schrieb Harald Schmidt damals. Der 79-jährige Sommerfelder veröffentlicht in diesen Tagen die „Nachwende-Notizen eines Betagten“.
Immer wenn besondere Ereignisse geschahen oder wenn er in der Märkischen Allgemeinen interessante Themen fand, schrieb er etwas auf. Früher handschriftlich, seit einigen Jahren auf dem Computer. Nun hat er daraus besagtes Buch gemacht.

Es sind Erlebnisse, Ereignisse, aber auch sehr persönliche Notizen, die es in das Buch geschafft haben. So berichtet er von einem Arbeitseinsatz 1998 in Sommerfeld, bei dem er dabei war. Oder auch wie er Heiligabend 2003 als Notorganist beim Gottesdienst in der Kirche in Beetz einspringen sollte. Auch erzählt er von seinen Buchlesungen, bei denen er sich vorher nie sicher war, wie viele Leute denn kommen würden.
Er möchte mit seinem Buch aber auch Mut machen. Denn er berichtet auch von seinen Operationen. Im März 2005 entdeckte man bei ihm einen bösartigen Tumor im Dickdarm. Er ist entfernt worden, aber zwei Jahre danach trat das Problem wieder auf, weitere zwei Jahre später nochmals. Anfang 2014 folgte eine Bypass-Operation. „Mir geht es darum, den Leuten zu zeigen, dass man nicht so schnell aufgeben sollte“, sagt er.

Es sind viele kurze Notizen, kleine Geschichten, Anekdoten. Lustig, traurig, informativ, auf jeden Fall überwiegend sehr interessant. Wer die Nachwende-Notizen liest, bekommt auch einiges vom Leben auf dem Dorf und in der Kleinstadt mit. Harald Schmidt erzählt über den Sommerfelder Seniorentreff ebenso wie über den Stammtisch im Kremmener „Altstadtstübchen“, wo schon mal erörtert wird, wer denn nun wieder gerade das Zeitliche gesegnet hat – und wo über die Politik in der Stadt und im ganzen Land diskutiert wird. Natürlich ist auch die 800-Jahr-Feier ein Thema, über das der Sommerfelder sich Notizen gemacht hat.
Der Kreis im Buch schließt sich mit seinem Eintrag vom 4. Oktober 2016 – 26 Jahre nach der deutschen Einheit. Schmidt macht sich Sorgen über die Zwietracht in Deutschland. Hass, Pöbeleien, Proteste. Obwohl man trotz aller Probleme froh und dankbar sein sollte. „Ich möchte in keinem anderen Land leben“, schreibt er.

Harald Schmidt: Nachwende-Notizen eines Betagten
Veltener Verlagsgesellschaft, 115 Seiten
7/10


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