Das kalte Herz

Das Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff erschien bereits 1827. Es ist bald 200 Jahre alt, und dennoch erscheint es total aktuell und alles andere als altmodisch.

Irgendwann vor langer Zeit im Schwarzwald. Kohlen-Munk-Peter (Frederick Lau) ist ein armer Köhler. Er ist arm und nicht sehr angesehen in seinem Dorf. Aber er hat ein Herz, und er setzt sich für das Gute ein. Und er liebt Lisbeth (Henriette Confurius). Sie kommt aus reichem Hause, deshalb kann er sie nicht einfach heiraten. Er braucht dringend 500 Taler.
Aber Peter weiß, dass es im Wald das Glasmännlein (Milan Peschel) gibt, das Wünsche erfüllen kann. Peter wünscht sich, immer etwas mehr Geld zu haben als sein ärgster Feind Ezechiel (Roeland Wiesnekker). Der Wunsch geht in Erfüllung, hat aber Tücken. Was ist, wenn Ezechiel plötzlich pleite ist?
Peter geht zum Holländer-Michel (Moritz Bleibtreu). Der kann ihm zu Reichtum verhelfen – verlangt dafür aber einen hohen Preis: Peters Herz im Tausch gegen einen Stein in der Brust.

„Das kalte Herz“ ist noch nicht sehr oft verfilmt worden. Bekannt ist vor allem die 1950er-DDR-Fassung. Die 2016er-Neuinterpretation von Johannes Naber muss sich dahinter aber nicht verstecken – ganz im Gegenteil.
Dieser Film ist ein Märchen, aber keineswegs eines, das sich Kinder einfach mal so ansehen können. Es ist eher für Jugendliche und vor allem für Erwachsene. Es erzählt nämlich eine Parabel, die heute noch gültig ist. Von der Raffgier der Menschen und der damit oft verbundenen Herzlosigkeit.
Die neue Fassung von „Das kalte Herz“ ist sehr gelungen. Johannes Naber hat sich nicht dazu hinreißen lassen, die Geschichte ins Heute zu verlegen, sie spielt weit in der Vergangenheit, als die Menschen teilweise in ärmsten Verhältnissen lebten. Es ist gelungen, das in erfreulich unkitschigen Bildern zu zeigen. Der Schwarzwald ist mystisch, das Dorf altertümlich. Eine fantastische Kulisse!
Frederick Lau als Peter Munk ist eine perfekte Besetzung. Er spielt den zunächst armen, dreckigen und später reichen und großkotzigen Mann hervorragend – mit allen Brüchen, die möglich sind.
Selbst Moritz Bleibtreu und Milan Peschel in ihren wirklich märchenhaften Rollen spielen keineswegs aufgesetzt, wie man es in solchen Fällen denken könnte.
Obwohl die Story bekannt ist, packt dieser Film über sehr weite Strecken. Dafür sorgt auch ein mitreißender Soundtrack.
Daumen hoch für diese Märchenverfilmung, die leider viel zu wenig in den Kinos beachtet worden ist.

Das kalte Herz,
D 2016, Regie: Johannes Naber
Weltkino, 119 Minuten, ab 12
9/10


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