Deutschland tanzt

SA 12.11.2016 | 20.15 Uhr | ProSieben

Das Schimmste an „Deutschland tanzt“ bei ProSieben ist: Nächste Woche kommt die Show noch mal. Und am Sonnabend darauf sogar noch mal. Dabei hätte eine Show locker ausgereicht, und schon die war nur schwer zu ertragen.

Weil Stefan Raab im Fernsehurlaub ist, verzichtete man bei ProSieben auch auf den Bundesvision Song Contest. Was sehr schade ist. Stattdessen kreierte man eine Art Bundesvision Dance Contest. Was auch sehr schade ist.
Bei „Deutschland tanzt“ treten 16 Promis (oder was man so bei ProSieben für Promis hält) aus 16 Bundesländern gegeneinander an. Wie genau ihre Tänze aussehen, wurde den Kandidaten freigestellt.
Am Ende gab es ein Voting, und aus allen Bundesländern kamen dann die Ergebnisse – abgekupfert vom Eurovision Song Contest.

Am Ende stand Niedersachsen als Sieger fest. Oliver Pocher trat, verkleidet als Donald Trump, mit einer schmissigen Nummer an. Er musste das Ding schon deshalb gewinnen, weil er als Einziger auf diesen Showmief pfiff und schon im Einspielfilm alles herrlich durch den Kakao zog. Seine Trump-Nummer ist nicht die Niveauvollste, aber diesem Kerl (also Trump) muss man einfach auch humorisch entgegentreten.
Niedersachsen also gewann. Zurecht. Auch wenn einige Kritiker wieder schäumen.
Aber eben nur in Show 1. Aus völlig unbekannten Gründen gibt es zwei weitere Shows, am kommenden Sonnabend treten zwölf der 16 Kandidaten noch mal an, eine weitere Woche danach folgt das Finale.
Warum?
Der Reiz dieses Contestcharakters ist es doch, am Ende einen Sieger zu küren.

Mehr als vier Stunden dauerte dieses aufgeblasene Spektakel. Mit Lena Gercke als langweilig-verschlafen labernde Moderatorin. Mit Ingmar Stadelmann, der einen Gag nach dem nächsten versemmelte. Und mit, ähm, Promis. In den Vorstellungsfilmchen, die länger waren als die Tanzperformances selbst, mussten sich einige erst mal ausführlich vorstellen. „Man kennt mich aus…“ Und man ruft dazwischen: Nein!
Irgendeine Miss Wasweißich für Nordrhein-Westfalen. Irgendeine Schauspielerin, die beim „Tatort“ im Saarland ab und zu durchs Bild läuft. Irgendeine Verwandte der Boateng-Jungs für Berlin.

Die Tänze selbst waren allesamt ganz okay, that’s Entertainment. Friedrich Liechtenstein trat für Brandenburg an und schwofte einfach ein bisschen herum. Cool.
Aber das ewige Drumherum war geradezu lähmend. Die Jury urteilte immer jubelnd, ein Gänsehaut-Moment folgte angeblich dem nächsten. Was aber nicht an der Show, sondern eventuell an der Klimaanlage im Saal lag.

Gerade grotesk wurde es, als in die Bundesländern geschaltet wurde. Gab es beim Bundesvision Song Contest oft schon Gruselmomente, konnte „Deutschland tanzt“ das sehr locker unterbieten.
Da wurde zu einer Mini-Kneipenparty nach Fürstenwalde geschaltet, wo Leute so taten, als seien da noch mehr als die zehn im Bild. In Warnemünde stand neben der Moderatorin genau ein Leut herum. Irgendwo draußen. Am Hafen in Hamburg lümmelten ein paar Shantys von Ina Müller herum. In Niedersachsen ein paar peinliche Cheerleader. Und so weiter.
Selbst Mitmoderator Ingmar Stadelmann konnte sich da Häme nicht verkneifen.

„Deutschland tanzt“ ist als Einmal-Event wohl gerade noch zu ertragen, und wenn man nebenher bei Twitter die dortigen Kommentar lesen kann, sogar kurzweilig. Aber noch mal muss das nicht sein.


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