Till Reiners: Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen – Begegnungen mit besorgten Bürgern

„Ich habe einfach Angst davor, dass es in fünf Jahren nur noch Frauen gibt, die Kopftücher tragen müssen.“
„Ich finde das blöd, dass die Flüchtlinge so viel Geld bekommen.“
„Ich kenne sie nur vom Sehen, aber man gewinnt schon seine Eindrücke.“
„Abschieben! Abschieben!“

Wo kommt da alles eigentlich her? Dieser Hass? Diese Angst? Diese Unsicherheit?
Der Kabarett Till Reiners, Jahrgang 1985, hat sich auf eine Reise durch Deutschland begeben, um besorgte Bürger zu treffen. Um herauszufinden, was die Menschen eigentlich antreibt. Warum sie Flüchtlinge ablehnen, oder ihnen zumindest skeptisch gegenüber stehen. Und welche Alternativen sie eventuell anbieten.
Till Reiners sucht das Gespräch, er will nachfragen, und er will Antworten. Er macht das nicht aus der Ferne, sondern sucht den Kontakt. Er geht zu Bärgida, Legida und Pediga. Er besucht besorgte Bürger, die AfD, aber auch die sächsische CDU. Er reist nach Tröglitz, Freital und Pforzheim.

Das Buch hat unheimlich viele spannende Stellen. Es gibt Momente, da steht einem der Mund offen, wegen des unvorhohlenen Hasses, aber auch wegen der Dummheit, wegen des Neides. Aber das ist es ja nicht nur.
Denn auch die „etablierten Parteien“ bekleckern sich ja nicht mit Ruhm. Till Reiners stellt in Frage, ob die CDU in Sachsen das Flüchtlingsthema richtig angepackt hat. Er fragt, was die DDR mit Fremdenhass zu tun haben könnte.
Auf angenehme Weise schreibt Reiners seine Erlebnisse und Gespräche auf. Er recherchiert, versucht Einordnungen und geht Vorurteilen auf den Grund.
Ein gutes Buch – das aber sicherlich die, die dazulernen sollten, leider nicht erreichen wird.

Till Reiners: Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen – Begegnungen mit besorgten Bürgern
ro ro ro, 266 Seiten
8/10


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Kommentare

2 Antworten zu „Till Reiners: Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen – Begegnungen mit besorgten Bürgern“

  1. Thomas

    Bei Pegida und AfD gibt es keinen „Hass“ sondern Kritik. Das ist ein GROßER Unterschied

  2. RT

    Meistens ist es Hass.

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