24 Wochen

Downsyndrom.
Dieses Wort schwebt über allem.
Aber noch haben Astrid (Julia Jentsch) und Markus (Bjarne Mädel) die Hoffnung für ihren ungeborenen Jungen nicht aufgegeben.
Astrid ist erfolgreiche Kabarettistin. Bei ihren Fernsehauftritten hat sie natürlich auch schon über ihre Schwangerschaft erzählt. Markus, ihr Lebensgefährte und Manager, plant schon die Auftritte für nächstes Jahr.
Dass ihr Sohn mit dem Downsyndrom auf die Welt kommt, bereitet ihnen Sorge – aber sie wollen das Kind.
Als aber ihr Arzt sagt, dass das Kind sehr viel schwerer behindert sein wird, dass es einen akuten Herzfehler hat, steigt die Verunsicherung. Und die Angst.
Markus hält daran fest – er will das Kind. Aber Astrid, sie beginnt zu grübeln. Sie ist sich nicht mehr sicher.

Es sind dramatische „24 Wochen“. So heißt der Film von Anne Zohra Berrached, der sehr an die Nieren geht. Selten gingen schauspielerische Leistungen so unter die Haut. Die beiden Hauptdarsteller spielen fantastisch, ergreifend.
Da wird ein schwerwiegender Konflikt ausgetragen. Nachdem sich die werdenden Eltern mit ihrem künftigen Problem befasst haben, baut sich ein viel Höheres auf. Der Film zeigt, wie Astrid und Markus versuchen, damit klarzukommen. Wie sie diskutieren, wie sie ihre Umwelt vorbereiten.
Alle Ärzte, die Hebamme und weiteren Experten spielen sich selbst. Das gibt dem Film eine hohe Authentizität. Offenbar sind Szenen improvisiert, nur inhaltlich vorher besprochen. Die Sprachlosigkeit, die Suche nach Worten – alles wirkt so wahrhaftig.
Letztlich geht es knallhart darum, ob man in der 24. Woche noch ein Kind abtreiben kann. Ob es richtig ist oder falsch. Wobei uns dieser Film nur zeigt, was passiert. Was richtig oder falsch ist, sagt uns der Film nicht, und das ist gut so.
Der Film mutet uns lange Dialoge zu, wenig Musik, viele nachdenkliche Phasen – bis hin zum Schluss. Alles in allem extrem fesselnd.
Nebenbei: Viele Gaststars unterstützen diesen Film mit Kurzauftritten: Dieter Nuhr ist dabei, Steffen Kretschmer, Thomas Koschwitz, Sebastian Puffpaff und viele mehr. Offenbar ist ihnen allen dieses Thema wichtig.

24 Wochen
D 2015, Regie: Anne Zohra Berrached
Neue Visionen, 102 Minuten, ab 12
9/10


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