Für die Pilze ist es dieses Jahr zu trocken

Giftig oder essbar? Bei Peter Kegel in Sommerfeld können sich Sammler beraten lassen – am Montag gibt es eine Ausstellung

MAZ Oberhavel, 1.10.2016

Sommerfeld.
Schon als Kind ist Peter Kegel mit seinen Eltern im Wald gewesen – Pilze sammeln. „Ich bin ja in einer Zeit groß geworden, wo es noch nicht so viel zu essen gab“, erzählt der 79-Jährige aus Sommerfeld. Den Pilzen ist er immer treu geblieben – am Sonntag will er wieder in den Wald.

Peter Kegel ist einer der Pilzberater in Oberhavel. Zu ihm können Pilzsammler gehen und sich beraten lassen: Welche Pilze sind essbar, welche giftig. „Hin und wieder kommt es vor, dass Leute an meiner Tür klingeln“, sagt Peter Kegel.
Als er in Rente ging, suchte er sich ein sinnvolles Hobby. Und das Pilzesuchen eignete sich hervorragend für ihn – denn er radelte gern in den Wald. „Ich suche vom Fahrrad aus“, sagt er. „Mit der Zeit hat man ja so seine Erfahrung, wo es sich lohnt, vom Weg wegzugehen. Aber die meisten Pilze wachsen am Wegesrand.“ Das liege daran, dass die Bäume im Waldinneren viel Feuchtigkeit abfangen würden.
Meist ist er im großen Waldgebiet zwischen Sommerfeld, Beetz, Rüthnick, Grieben und Neuendorf unterwegs. „Ich versuche, einmal pro Woche zu fahren.“ Dann ist er meist drei bis fünf Stunden unterwegs. Das ganze Jahr über macht er das. „Man findet auch mal monatelang gar nichts, aber von Mai bis Dezember kriegt man immer was zusammen, das für das Abendbrot reicht.“

Allerdings: Die Trockenheit in diesem Jahr sorgt dafür, dass die Pilze nicht so gut wachsen wie sonst. „Es regnet zu wenig, im September hatten wir einmal 20 Millimeter Regen, aber sie brauchen 50 bis 60 Millimeter im Monat. Bis jetzt ist relativ wenig zu finden.“
Momentan sind es vor allem Pfifferlinge, die im Wald wachsen. Neulich fand Peter Kegel eine „Krause Glucke“, das ist ein korallenartiger Pilz. Wenn er am Sonntag unterwegs sein wird, dann sammelt er für die Pilzausstellung, die am Einheitstag in der Sommerfelder Rehaklinik zu sehen sein wird.

Der interessanteste Pilz, den er je gefunden hat, war ein Kartoffelbovist. Das sind kleine, runde, meist weiße Pilze, wer nicht genau hinschaut, könnte ihn tatsächlich für eine Kartoffel halten. Ein Riesenbovist war der größte Pilz, den Peter Kegel je gefunden hat. „Der war fast doppelt so groß wie ein Fußball.“

Pilzberater ist er erst nach der Wende geworden. Beim Brandenburgischen Landesverband der Pilzsachverständigen (BLP) legte er dazu eine Prüfung ab. „Da muss man von 150 häufigen Pilzarten mindestens 100 erkennen, und natürlich vor allem die giftigen Arten.“ Auf diese giftigen Pilze kommt es an. Wer die isst, kann sich in Gefahr bringen. „Es gibt die, wo der Körper noch in der Lage ist, selbst das Gift auszuscheiden.“ Dann aber gebe es den Pantherpilz mit einem Nervengift. Der Grünknollenblätterpilz zerstört Nieren und Leber. „Das merkt man aber oft erst, wenn es schon zu spät ist.“ Etwa zweimal im Jahr passiert es in Deutschland, dass Leute an Pilzgiften sterben. Aber es könne auch eine Dunkelziffer geben, so der Sommerfelder Pilzexperte. Wer sich nicht sicher ist, was genau da am Wegesrand oder im Wald stand, kann sich vom ehrenamtlichen Berater helfen lassen. In seiner Sammlung befinden sich auch einige Modelle von Pilzen, mit denen könne ebenfalls verglichen werden.

Peter Kegel geht aber nicht nur gern im Wald sammeln – er isst die Pilze natürlich auch gern. „Erst mal muss man sie putzen, was angegammelt ist, muss weg, auch wenn der Stil holzig ist, sollte er weggeschnitten werden“, erklärt er. Am liebsten brät er die Pilze mit Öl. „Dazu Speck und Zwiebeln.“ Mindestens 20 Minuten lang sollten die Pilze erhitzt werden, besser noch 30. Den Parasolpilz könne man wie ein Schnitzel panieren und braten. „Der Stil muss weg, den Rest kann man dann wunderbar essen.“ Und natürlich eine Pilzsuppe, die könne auch sehr schmackhaft sein. „Ich esse einmal in der Woche Pilze“, sagt der Sommerfelder. Die friert er sich sogar ein – für die Zeit, in der draußen keine wachsen.


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