Wahl 2016: Parteien, Politiker, Positionen – Die kleinen Parteien

DO 08.09.2016 | 20.15 Uhr | rbb

Der rbb sollte sich dringend neue Kulissenbauer besorgen. Es sei denn, es hat sich nur um ein Ablenkungsmanöver gehandelt. In der Wahltalk-Sendung „Parteien, Politiker, Positionen“ am Donnerstagabend knarrte der Fußboden so laut, dass es erstaunlich ist, dass da 90 Minuten lang niemand darauf eingegangen ist.
Aber wenn inhaltlich schon wenig passiert, dann ist eben ein Bodenknarren total aufregend.

Dabei war es mitunter erstaunlich, was die kleinen Parteien im Berliner Regionalwahlkampf so zu erzählen hatten – oder eben nicht zu erzählen hatten.
Die violetten zum Beispiel – die träumen davon, dass auch Heilpraktiker endlich von den Krankenkassen bezahlt werden müssten. Als Moderator Sascha Hingst aber fragte, wie warum denn alle anderen auch Heilpraktiker mitzahlen müssten, da hatte die violette irgendwie keine Antwort. Auch nicht darauf, dass ja gar nicht bewiesen sei, dass Heilpraktiker heilen. Blöd gelaufen.

Der Herr von der Partei für Gesundheitsforschung will die Medizin so verbessern lassen, dass wir alle 1000 Jahre alt werden können. Was dann aus den Renten werde, konnte der gute Mann aber nicht sagen. Auch nicht, woher dann die vielen Wohnungen herkommen sollen. Und vor allem: Wie wir die Menschen ernähren wollen, wenn niemand mehr stirbt. Darüber haben die bei dieser seltsamen, ähm, Partei offenbar noch nicht nachgedacht. Und zu anderen Themen abseits der Gesundheitspolitik wolle man sich eh nicht äußern, hieß es dann noch. Ahja.

Richtig clever war rbb-Mann Sascha Hingst, als er der NPD „ganz normale“ politische Fragen stellte. Nichts zum Thema Ausländer oder Asyl. Was die NPD da zu labern hat, wissen wir ja. Der vorbestrafte NPD-Mann wirkte dann erwartungsgemäß alles andere als helle, vermutlich hatte eh ein kleines Erektiönchen, weil er in so einer wichtigen Politsendung was sagen durfte. Dass es eher mau war, haben die NPD-Anhänger sicher gar nicht mitbekommen.

Die Satirepartei „Die Partei“ wies zunächst mal den Vorwurf zurück, man habe ein Parteiprogramm. Schließlich handele es sich um einen Entwurf eines Parteiprogramms. Was dann daraus werde – nun ja, mal sehen. Man wolle ja erst eins machen.
Satire? Wie üblich bei der Partei Die Partei: Ja, Satire. Aber leider steckt viel Wahrheit dahinter – denn echte Programme gibt es ja auch bei vielen anderen Parteien nicht.

Den größten Coup landete die FDP. Die liegt in Berlin momentan seit langem mal wieder bei 5 Prozent – mit nur einem Wahlkampfthema: Tegel bleibt offen. Die Liberalen wollen – richtigerweise – erreichen, dass der Flughafen Berlin-Tegel nach der BER-Eröffnung (wann auch immer) nicht geschlossen wird. Ein Thema, das die Leute anspricht – auch wenn die FDP nicht sagen kann, wie sie dieses Wahlkampfziel eigentlich umsetzen kann. Aber immerhin: Im rbb kam die FDP damit durch, dass das Tegel-Thema das einzige war, das besprochen worden ist. Für die FDP ein echter Sieg.
Denn alle anderen Parteien – bis auf Die Partei – hatten ja auch nicht wirklich Argumente, warum man die wählen sollte.


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