Dave Eggers: Der Circle

Wir posten auf Facebook. Wir twittern. Wir teilen Fotos auf Instagram. Wir snapchatten. Wir schreiben Blogs. Aber wie gläsern sind wir wirklich? Wie offen sind wir? Gibt es Dinge, die wir verbergen?
Der Circle hat einen Plan: völlige Offenheit. Absolute Transparenz.
Dave Eggers schreibt über eine mögliche Zukunftsvision, die in Form von Facebook und Google ja nicht so weit hergeholt ist, wie mancher vielleicht denkt.

Mae Holland (24) hat es geschafft. Sie hat einen neuen Job. Ihre beste Freundin Annie hat ihr den verschafft – beim Internetkonzern Circle. Das Unternehmen sieht seine Aufgabe darin, alle Internetaktivitäten der Menschen zu bündeln. Kontakte knüpfen, an Umfragen teilnehmen, Auskünfte erteilen, zusammenführen.
Mae wird an ihrem Arbeitsplatz überhäuft mit Aufgaben, aber, wie es immer heißt, alles zum Wohle aller. Sie muss Aufgaben erledigen, sie muss gute Zufriedenheitswerte erreichen, Kundenwünsche abarbeiten – und sich auf dem Firmencampus integrieren.
Dabei geht es auch mehr und mehr darum, sich zu integrieren. Freiwillug natürlich, aber wenn sie sich nicht integriert, herrscht sofort Argwohn. Maes Leben verändert sich. Erst schleichend, dann immer mehr.

Wir erleben ja jetzt schon, dass die Ausmaße von Social-Media und anderen Internetaktivitäten enorm sein können. Dave Eggers treibt es in „Der Circle“ aber an die Spitze.
Selten raubt einem ein Roman dermaßen den Atem. Die Art und Weise der Aufgaben, mit denen Mae sehr schnell konfrontiert wird, sind immens. Mach dies, mach das und am besten gleichzeitig noch jenes. Immer mehr Bildschirme werden an Maes Arbeitsplatz gestellt. Nimmt sich die junge Frau zunächst noch Freiheiten, werden diese ihr nach und nach genommen. Was Mae allerdings nicht als Freiheitsberaubung auffasst – sondern als Freiheit. Wenn jeder jeden immer finden kann, wenn jeder Ort mit Kameras ausgestattet ist, wenn Regelbrüche sofort gesehen werden, dann ist das positiv. Einerseits. Aber anderseits: Wo bleibt die Anonymität?
„Der Circle“ zeigt, was passiert, wenn ein Unternehmen sich immer mehr Lebensbereiche krallt und so tut, als sei das alles großartig für die Menschheit. Selbst als auch bei Mae Zweifel aufkommen – sie werden weggewischt. Es zeigt den Wahnsinn und es zeigt auch, wie sich Menschen manipulieren lassen.
Das alles mitreißend geschrieben und immer wieder überraschend.

Dave Eggers: Der Circle
KiWi, 560 Seiten
9/10


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