Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm

Mauerfall? 1989? Und 1990 die Wiedervereinigung?
Neinneinneinnein…
Die DDR soll es nicht mehr geben? Das ist doch Quatsch! Natürlich gibt es die DDR noch, warum denn auch nicht?
Also, zumindest in der Biografie von Thomas Brussig.
Also, ähm, Biografie… na ja. So richtig… ähm, also…

Thomas Brussig erzählt die Geschichte von Thomas Brussig. Darüber, wie er als Kind Altstoffe gesammelt hat. Wie er zur Armee musste und gelitten hat. Wie er aber immer schon, nun ja, aufmüpfig war. Artikel geschrieben hat, erste Geschichten, einen ersten Roman. 1991 erscheint dann der erste Roman in der DDR. Er wird bekannt, auch wenn seine Bücher eher unter dem Ladentisch gehandelt werden. Später soll er Botschafter für eine gemeinsame Olympiabewerbung von West- und Ost-Berlin werden. Vor allem aber in Westdeutschland wird er zum Helden. Und die DDR öffnet sich erst nach und nach – wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell.

Ich gebe zu: Ich bin da in eine Falle getappt. Denn ich habe zwar den Klappentext des Buches gelesen, aber offenbar gar nicht kapiert, und welchen wichtigen Punkt es geht. Denn als ich las und las und las, stutzte ich: Wo bleibt denn die Wende? Warum wird 1991 immer noch von der DDR gesprochen?
Aber ganz klar: Thomas Brussig hat nicht wirklich eine Biografie geschrieben, sondern einen Roman. Darüber, was hätte passieren können, wenn es 1989 schlicht keine Wende gegeben hätte. Wie die DDR in den 90ern weitergewurschtelt hätte.
Das entpuppt sich als durchaus spannendes, interessantes Szenario, dem Brussig auch viele heitere Anekdoten hinzufügen konnte. Es tauchen viele bekannte Persönlichkeiten auf – so wird Brussig auch mal zum DDR-Staatschef Egon Krenz zitiert, Gregor Gysi arbeitet als dessen Anwalt und will später auch Staatschef werden -, aber in Rollen, in denen sie so nie agierten.
„Das gibts in keinem Russenfilm“ heißt der Roman von Thomas Brussig. Diese Aussage stimmt definitiv.

Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm
S.Fischer, 383 Seiten
8/10


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Kommentare

Eine Antwort zu „Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm“

  1. ThomasS

    Klingt auf den 1. Blick lesenswert.
    Erinnert mich von der Thematik her bissl an „Die Mauer steht am Rhein“ von Christian von Ditfurth.

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