FR 15.07.2016 | 22.05 Uhr | Tele 5
Gruselig. Der junge Chris Roberts sitzt in einem Klassenzimmer, setzt sich neben ein blondes Zopfmädchen, nimmt es in den Arm und singt sein Teddybär-Lied.
„Baby, ich wollt‘ ich wär‘, Baby, dein Teddybär. Du würdest mich küssen, mich sehr vermissen. Baby, ich wollt‘ ich wär‘, oh Baby, dein Teddybär. Sei wieder zärtlich und komme zu mir. All meine Liebe schenke ich dir. Oh biduda, sing‘ ich, oh bidudi. So schön wie heute war es noch nie.“
Die Szene ist von 1970, und damals hat man sich vielleicht nichts dabei gedacht. Aber heute – da wird einem übel.
„Musik, Musik, da wackelt die Penne“ – so heißt der Musikfilm, den uns Oliver Kalkofe und Peter Rütten in ihrer Tele-5-Reihe mit den schlechtesten Filmen aller Zeiten zugemutet haben.
Und wirken Filme wie „Sharknado“ oft so, als sei die Scheißigkeit so gewollt – da ist der deutsche Film „Musik, Musik“ einfach wirklich nur unterirdisch schlimm.
Nicht nur wegen Chris Roberts, der aus dem Nichts auftaucht, um im Klassenzimmer zu trällern und sich an ein minderjähriges Mädchen ranzumachen.
Damals waren Paukerfilme total in, also lustige Klamotten rund um Schüler und Lehrer. In diesem Fall wollte es Regisseur Frank Antel aber wohl besonders billig. Besonders auf eine schlüssige Story ist verzichtet worden. Der junge Hansi Kraus wird von seinem Vater, einem Unterrichtsminister (was auch immer das ist), gezwungen, das Nach-Abitur zu machen was auch immer das wieder ist). Er muss auf eine Schule, und seine Freude, die grad eh nichts zu tun haben, kommen einfach mit – sie proben gerade an einem Musical.
Es gibt ja guten Trash und miesen. Es gab gute Paukerfilme und die, die nicht zu ertragen sind. „Musik, Musik – da wackelt die Penne“ gehört beide Male in die zweite Kategorie.
Insbesondere der damals unfassbar überschätzte Ilja Richter spielt wie ein Schülertheater-Laie, mit völlig übertriebenen Gesten und unnatürlichen Bewegungen. Keine Ahnung, wie aus dem damals ein Star werden konnte.
Hinzu kommt Howard Carpendale, der sein schönes Mädchen auf Seite 1 besingt und sich während des Liedes auf einem Motorboot rumfahren lässt. Warum, weiß niemand. Vermutlich nur aus PR-Gründen.
Aber – einmal mehr – zum Glück hatten wir ja Kalkofe und Rütten, die die Perle mit ihren Kommentaren erträglich gemacht haben.
In Berlin wurde das Spektakel schon vorab im Kino „International“ gezeigt, und es war eine große Party mit Szenenapplaus und großen Lachern. So lassen sich auch die beschissensten Filme ertragen. Wobei: „Musik, Musik“ ist schon wirklich atemberaubend schlecht.
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