FR 24.06.2016 | 9.35 Uhr | ZDF
Es gibt Momente, da ist das Fernsehen einfach nur banal. Schrecklich banal.
Brexit. Gerade haben sich die Bürger Großbritanniens mehrheitlich entschlossen, dass das Königreich aus der EU austreten soll. Gerade hat Premierminister Cameron verkündet, dass er irgendwann bald zurücktreten werde. Stundenlang war das „Morgenmagazin“ auf Sendung, wegen der Cameron-Rede bis 9.35 Uhr verlängert. Und dann beginnt im ZDF das Magazin „Volle Kanne“, und die Macher freuen sich, dass sie mit Kate Hall, der Gattin von Detlef (nicht mehr D!) Soost, zufällig sogar eine Engländerin zu Gast zu haben. Die muss doch einfach was zum Brexit sagen können.
Kate Hall weiß nur leider nichts über den Brexit. Nein, sie sei da nicht informiert. Sie müsse sich mal damit beschäftigen, vielleicht bekomme sie ja nun einen deutschen Pass.
Ah ja.
Es war so einer dieser Oh-Gott-Momente. Da wird stundenlang Weltgeschichte zelebriert, und dann kommt Frau Ahnungslos. Okay, sie war eingeladen, weil ihr Mann Detlef eingeladen war, der wiederum was über seinen Fitnesskram erzählen wollte. Und darüber, dass er nun nicht mehr Detlef D! Soost sei, sondern nur noch Detlef Soost. Weil er tanzt ja nicht mehr nur, sondern vertickt auch Fitness-DVDs, gibt Kurse und Abnehm-Workshops. Vielleicht sollte er darüber nachdenken, künftig das „F“ (wie Fit) zu benutzen. Detlef F! Soost.
Da hockten nun Moderatorin Andrea Ballschuh und Detlef Soost auf dem Boden, machten Fitnessübungen, während Kate Hall vielleicht darüber nachdachte, was denn dieser Brexit eigentlich zu bedeuten hat – und während Das Erste stundenlang mit Sondersendungen unterwegs war.
Apropos, Das Erste: Dass dort um 9.05 Uhr die Serie „Rote Rosen“ auf Sendung ging, war schon befremdlich. Zumal klar war, dass Premierminister Cameron bald seine Rede zum Brexit halten würde. Als er dann begann, war das ZDF noch live im verlängerten Frühstücksfernsehen dabei, im Ersten lief noch die Serie. Dann aber muss sich da doch ein Chef durchgesetzt haben, denn die „Roten Rosen“ endeten abrupt, und die „Tagesschau“ ging auf Sendung, um die Rede leicht zeitversetzt zu zeigen – und um dreieinhalb Stunden durchzusenden.
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