Wild Wyld Ost

Ich gebe zu, dass ich dem Fernsehballett mit der Tanzreihe und den umherschwingenden Beinen noch nie was abgewinnen konnte. Ich bin auch kein großer Freund von Revuen, die einfach nur einen Schauwert haben sollen – dann lieber Theater oder Kino.
Aber nun ergab es sich, dass ich mir die Show „The Wyld“ im Berliner Friedrichstadtpalast ansehen konnte. Noch immer genießt das Haus einen guten Ruf, gehört zu den kulturellen Top 10 in Berlin.

Nun also „The Wyld“. Darin geht es um… Achso, nein, das mit der Handlung kann man natürlich vergessen. Dabei wird zu Beginn eine angedeutet. Der Abend beginnt mit einer Szene in einem Tanzstudio, wo die Tänzer ihre Übungen starten. Die Nummer geht zu Ende, die Show beginnt – was die Tanzstudio-Einführung aber sollte, bleibt im Dunkeln. Sie wird schlicht nicht mehr aufgenommen.
Es gibt danach großartige Momente, und da ist dann eine Handlung wirklich egal. Da zählt, was man sieht, und das muss einfach nur unterhalten. Akrobatik, toller Tanz, tolle Musik. Alles sehr kurzweilig.

Dann aber kommt die Girlsreihe, und es geht unterhaltstechnisch bergab. Okay, die meisten Leute mögen das Ballett, können sie ja gern auch.
Aber insbesondere nach der Pause, schwächelt die Revue ganz stark. Da geht es plötzlich um das alte Ägypten, und das ist weder unterhaltsam, noch choreografisch irgendwie sehenswert. Die Musik ist lahm, tänzerisch passiert wenig Aufregendes. Noch schlimmer wird es, als die Bühne angehoben wird und eine Art Unterwelt zum Schein kommt. Und es passiert dann einfach minutenlang gar nichts mehr, als dass Dutzende Menschen vor sich hin hoppeln – wie in einer Disco. Wozu? Was soll das? Das wirkt wie purer Trash!
Wie Trash wirkt auch, dass immer mal wieder eine oder zwei Frauen auf der Bühne stehen und singen – man hört aber sehr viel mehr. Oder es stehen Leute mit einem Instrument auf der Bühne – man hört aber ein ganzes Orchester. Dann lieber weglassen.

Ein Highlight gibt es in der zweiten Hälfte: eine Luftakrobatikshow, bei der man echt die Luft anhält. Eine grandiose Leistung der beiden Ensemblemitglieder.
Der Applaus am Schluss ist höflich, aber nicht überschwänglich.
Mehr als 10 Millionen Euro kostet die Show. Viel ist da in die Technik gesteckt worden, in die Kostüme – inhaltlich aber hätte man da noch einiges machen können. Und wenn schon nicht inhaltlich, dann zumindest in das Showkonzept.


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