Hannover, Stadtteil Klein-Istanbul

Eigentlich wollte ich nur schnell mal ein Mitbringsel kaufen – macht man ja meist so, wenn man irgendwo zu Besuch ist.
Leider gibt es rund um den Königsworther Platz in Hannover keinen einizigen Laden, wo es etwas zu Kaufen gibt.
Also ging ich zum U-Bahnhof – wo es auch keinen Laden gibt – und fuhr eine Station weiter zum Steintor.

Dort angekommen suchte ich immer noch – zunehmend entmutigt – nach einem Laden oder einem Supermarkt. Aber nichts dergleichen! Seltsam, in einer Großstadt wie Hannover müsste es doch ein bisschen was zum Einkaufen geben?!
Auf der anderen Straßenseite erblickte ich ein Geschäft, in dem unter anderem Handys verkauft werden. Aber auch anderes Zeugs?
Als ich reinkam, unterheilten sich lauthals zwei Männer auf Türkisch. Als sie mich bemerkten, lief sie raus und ließen die kleine Frau hinterm Tresen allein zurück.
Ich lief einmal durch den kleinen Laden, um festzustellen, dass es dort nichts für mich gibt. Ich fragte die Frau, ob es in der Gegend einen Supermarkt gibt. In gebrochenem Deutsch wies sie mich ein paar Meter weiter.

Also lief ich los. Auf der Suche nach Netto-, Lidl- oder Aldilogos. Stattdessen traf ich auf eine Art Supermarkt, dessen Namen ich nicht kannte.
Ich lief rein – und war in einer anderen Welt. Niemand dort sprach Deutsch, es lief ganz leise türkische Musik und es gab dort ausschließlich türkische Ware.
Ich war noch nie in Istanbul, aber irgendwie fühlte es sich so an. ich war nicht mehr in Hannover, sondern irgendwo im Ausland. Total fasziniert lief ich durch die Reihen. Süßigkeiten, Obst und Gemüse, Konserven und Getränke. Ganz hinten eine Fleischtheke, wo gerade irgendwas zerhackt worden ist.
Theoretisch und praktisch hätte ich auch etwas gefunden, was ich hätte kaufen können. Aber die Schlange an der Kasse war so lang, dass ich dann doch die Lust verlor.

Ich lief noch ein paar Meter weiter – und stand vor dem nächsten türkischen Konsum. Auch dort werden fast nur türkische Waren verkauft. Ich kaufte mir eine türkische Cola und etwas zum Knabbern – Letzteres war dann mein kleines Mitbringsel.
Auf der Straße schaute ich mich dann noch mal um. Dönerläden, türkische Blumenläden, ein Telefonladen, ein Reisebüro – alles auf Türkisch.
Später, im Internet, habe ich dann rausgefunden, dass das Steintorviertel in Hannover auch „Klein-Istanbul“ genannt wird.

Einerseits ist es toll, dass es so was gibt. Andererseits spricht das eher wenig für Integration. Denn in den Läden gibt es kaum oder keine deutschen Leute, sicherlich auch, weil es eine so unbekannte Welt für sie ist. Stattdessen bleiben die Türken dort unter sich. So hat „Klein-Istanbul“ Vor- und Nachteile.


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