Die Puppenstars

FR 29.01.2016 | 20.15 Uhr | RTL

RTL hat am Freitagabend viel richtig gemacht. Aber leider auch viel falsch, und das ist leider so typisch für „mein RTL“.
Mit den „Puppenstars“ gibt der Kölner Sender einem Genre die ganz große Bühne, das zwar in Deutschland nicht unbekannt ist, aber irgendwie immer noch ein Nischendasein führt.
In der dreiteiligen Show, die immerhin sogar zur Primetime läuft, zeigen Puppenspieler, was sie drauf haben – und welche verschiedenen Facetten es beim Puppenspielen gibt.
Da gab es ein Wiedersehen mit den schon in der DDR beliebten Puppen Hurvinek und Spejbl, die für eine rührende Szene sorgten. Eine ganze Kindergruppe spielte mit Handpuppen. Lichtfiguren, Fußpuppen und viele mehr. Das war durchaus beeindruckend.
Aber.

RTL scheint seinen Zuschauern keine eigenen Emotionen mehr zuzutrauen. Passiert auf der Bühne eine besonders rührende Szene, dann kommt jemand ins Bild, um zu sagen, dass das ja gerade besonders rührend sei. Woraufhin zumindest meine Rührung im Eimer ist.
So schön die Idee der Puppenstars ist, so toll die Leute oft waren, die auftraten – was RTL daraus gemacht hat, macht einfach keinen Spaß.

Da ist das Ambiente. Es handelt sich bei den „Puppenstars“ um eine RTL-Castingshow nach Schema F. Riesige Bühne, großes Publikum, eine Jury. Leute stellen sich vor, treten auf. Publikum klatscht, lacht, jubelt. Alles immer dazwischen geschnitten, egal, ob es passt. Egal, ob ihm nächsten Schnitt plötzlich keiner mehr applaudiert, während man die Leute applaudieren hört. Und ständig muss ein Jurymitglied gezeigt werden, das gerade lacht. Oder blöd guckt. Oder heult. Oder was auch immer. Auch noch dazwischen geschnitten werden muss Backstage die Moderatorin Mirja Boes und eine langweilige Handpuppe, die mitten im Auftritt auch noch Kommentare abgeben müssen.
Es ist alles so überflüssig, alles so nervig. Und so traurig, dass man sich nicht einfach auf das besinnt, was man denn da zu bieten hat – auf die Puppenstars.
Als Zuschauer hatte man kaum Gelegenheit, sich auf das zu konzentrieren, was auf der Bühne passiert, weil ständig gezeigt werden musste, was abseits der Bühne passierte.

Leider hat es sich RTL nicht getraut, alles ein paar Nummern kleiner, intimer zu machen. Puppen brauchen nicht die ganz große Show und ein Megastudio. Puppen brauchen auch keine 20 Zwischenschnitte sonstwohin, sondern die ganze Aufmerksamkeit.
Aber es sollte wieder ein Spektakel sein, ein Event voller Emotionen. Nur dachte man leider, dass man die selbst erzeugen muss. Zu den Puppenspielern hatte RTL leider kaum Vertrauen.


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Kommentare

6 Antworten zu „Die Puppenstars“

  1. Hallo Robert,
    sehr gut auf den Punkt gebracht – insbesondere den nervigen Aspekt des dauernd zu irgendwem hin Schneidens.
    Bleibt zu hoffen das diese und die noch folgenden Episoden der Show zumindest der Kunst-, Ausdrucks- und Unterhaltungsform des Puppenspiels mehr Aufmerksamkeit beim großen Publikum verschaffen.
    Mit bestem Gruß,
    Tim.

  2. RT

    Danke! Und, ja, das hoffe ich auch.

  3. P-Joker

    RTL wird es wohl in den nächsten Jahren nicht mehr schaffen, seriöses Fernsehprogramm zu produzieren!

  4. sweety-26

    Fand es streckenweise recht unterhaltsam, nur fehlt iwie der letzte schliff.

    Irgendwie hat man die ganze zeit das Gefühl. das die Supertalent Kandidaten durch Puppen ersetzt wurden.

    Na ich gebe der Show noch eine Chance und werde Freitag wieder rein gucken.

  5. JimmyK

    Bei der Ankündigung hatte ich mich noch gefreut…aber diese ganze Über-Inszenierung von RTL raubt einem wirklich jeden Spaß an der Sendung. Schade drum!

  6. […] schöne Sache, und auch dass es diese 2. Staffel gibt. Als die ersten Shows im Januar 2016 liefen, ab es Kritik: Dass man sich nicht auf die Emotionen verließ, die die Aufführungen mit sich brachten. Dass man […]

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