Charlotte Roche: Mädchen für alles

Deutschland wird unruhig. Charlotte Roche hat wieder ein Buch geschrieben. Und wenn Charlotte Roche ein Buch schreibt, dann dann muss ja wieder was Skandalöses darin passieren. Dann wird Deutschland erst angeekelt „Bäh“ rufen, um dann in Scharen das Buch vom Markt zu kaufen.
Nun ja. Das war mal. „Mädchen für alles“ ist weder skandalös, noch sonderlich aufregend, sondern vor allem eines: enttäuschend langweilig.

Aber das ist Christine Leben auch. Langweilig. Mit ihrem Mann kann sie nur noch wenig anfangen, mit ihrem Kind ebenfalls. Aber sie will was dran ändern. Marrie kommt ins Haus, ein „Mädchen für alles“.
Und „für alles“ nimmt Christine wörtlich, denn sie findet Marie anziehend. Sie will Sex mit ihr, und so nimmt sie sie mit auf eine verhängnisvolle Reise.

Schade, wirklich schade. Aber mit dem „Mädchen für alles“ konnte ich von vorne bis hinten nichts anfangen. Was Charlotte Roche da zu erzählen hat, ist leider so dermaßen uninteressant, so laberig, dass man fragen muss, ob sie vielleicht vergessen hat, sich eine Story einfallen zu lassen.
Genauso, wie sich Christine langweilt, langweilt sie auch den Leser. Ging es Charlotte Roche in ihren vorherigen Romanen noch um interessante Themen – Hygienewahn, Sexsucht, angeschlagene Seelen -, so spricht sie hier zwar auch ein relevantes Thema an (irgendwie geht’s auch um Kindesvernachlässigung, aber nicht so wirklich), kommt aber an keiner Stelle zum Punkt. In einer Talkshow habe ich von der Botschaft erfahren, die Roche wohl mit dem Buch hat, von Christines Hintergründen. Aus dem Buch selbst habe ich das nicht rausgelesen.
Wenn man dann noch das bescheuerte, völlig misslungene Ende dazuzählt, haben wir es hier wohl mit einem echten Flop zu tun.

Charlotte Roche: Mädchen für alles
Piper, 237 Seiten
2/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

5 Antworten zu „Charlotte Roche: Mädchen für alles“

  1. ThomasS

    Manchmal zählt ja auch schon der Name, um Verkaufszahlen zu erzielen.
    Dafür gibt’s zahlreiche Präzedenzfälle.
    Da ist ein ehemals erfolgreicher Autor ausgebrannt oder gar an der Schwelle zur Demenz. Sein Alterswerk ist nichts weiter als wirres gestammel. Dennoch verkauft sich das wie warme Semmeln. Weil aus Sicht des Verlags allein der Name punktet.

    Und die Rechnung geht sogar auf …

    Der erste Roman von RAYMOND CHANDLER, den ich jemals gelesen habe, scheint unter diese Kategorie zu fallen. Zu allem Überfluss gibt sich der Autor da sogar unghemmt seinem Antisemitismus hin. Das Buch trägt den Titel „Die kleine Schwester“ oder so ähnlich.

    Ein weiteres Beispiel ist MARTHA GRIMES.
    Ich werde nachgeschaut haben, wie der Inspektor-Jury-Roman, den ich gelesen habe, im Original heißt, weiß es aber nciht mehr. Der deutsche Verlag hat dem Buch jedenfalls den Titel „Blinder Eifer“ verpasst, was den Nagel eigentlich auf den Kopf trifft und den Inhalt gut zusammen fasst.

    Vielleicht ist ja Miss Roche auch schon so weit …
    Das wäre allerdings fatal.
    Mit Jahrgang 78 ist die sogar deutlich jünger als ich.
    Und dann schon Demenz?!?
    Bitte nicht!

    Hoffen wir mal darauf, dass sie nicht wirklich Bock hatte, das Dis Ding zu schreiben und dass ob der finanziellen Aussichten von außen Druck gemacht wurde. Sei es von seiten des Verlages oder von seiten ihres Literatur-Agenten.

    Die „Feuchtgebiete“ sind an mir komplett vorbei gezogen, ebenso wie der Nachfolger. Keine Ahnung, wie der hieß, auf jeden Fall auch irgendwas mit „Gebiete“. Es muss ja der Wiedererkiennungs-Effekt bedient werden …

    Selbst wenn ich diese niederschmetternde Kritik von RT nicht gelesen hätte:
    „Mädchen für alles“ wäre für mich eh kein Anlass gewesen, erst5mals ein Buch von Charlotte Roche in die Hand zu nehmen. So viel, wie die mit ihren vorigen Romanen eingeheimst haben dürfte, braucht die eh keine Unterstützung! Und dem Verlag gönne ich den Flop (wenn es bloß einer wird) von Herzen! Von ihrer policy werden diese Literaturverwalter eh nicht abweichen, aber ein kleiner Dämpfer dürfte den Leuten ganz gut tun …

  2. RT

    Der 2. Roman hieß „Schoßgebete“.
    Warum soll die Roche Demenz haben? Verstehe ich nicht.
    Ein Flop ists nicht, steht ja schon auf der Bestsellerliste.

  3. ThomasS

    Die von mir genannten Beispiele wirken beim Lesen auf mich so konfus, als wäre der Autor nicht mehr Herr seiner Sinne. So wie du den Roman beschreibst, muss „Mädchen für alles“ beim Leser einen ähnlichen Eindruck hinterlassen. Demenz ist dafür nur eine mögliche Erklärung, die auf Miss Roche in ihzren jungen Jahren höchstwahrscheinlich nicht zutrifft. Eine andere Möglichkeit ist, dass hier „Resteverwertung“ betrieben wurde: Aus herausgestrichenen Passagen anderer Romane wird kurzerhand ein neues „Werk“ zusammen geschustert. Im Grunde genommen, ist das Bertrug am Leser. Wenn so ein Mist dann auch noch auf der Bestsellerliste landet: Umso schlimmer!

  4. RT

    Nein, den Eindruck hat man dann doch nicht, da hast du meine Beschreibung missverstanden.
    Und ganz so funktioniert das Romanschreiben ja nicht, dass man verschiedene Reste-Passagen zu einem neuen Buch zusammenfügt.

  5. ThomasS

    Du kennst „Blinder Eifer“ nicht! ^^

    … oder „Die Zauberfrau“ von HERA LIND

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert