Tagesthemen: Der tote Junge in Bodrum

DO 03.09.2015 | 22.15 Uhr | Das Erste

Das Bild ging um die Welt. An der türkischen Küste, im Badeort Bodrum, liegt ein Junge am Ufer. Das Gesicht im Wasser. Er ist tot. Das Ende eines privaten Flüchtlingsdramas.
Und gleichzeitig der neue Höhepunkt des ganz großen Flüchtlingsdramas.
Traurig, schockierend, und das in mehrerlei Hinsicht.

Die Bilder sind Donnerstag auch in den „Tagesthemen“ gezeigt worden. Sie sorgen für Emotionen. Denn sie zeigen, wie gefährlich die Flucht aus Syrien über das Mittelmeer ist. Oder besser gesagt: Ein totes Kind erreicht, dass die Anteilnahme zu diesem Thema wächst.
Seit Wochen, seit Monaten dauert die Fluchtwelle nach Europa an. Tausende sind im Mittelmeer schon ersoffen, aber erst dieses tote Kind schafft es – so zynisch das klingt -, die Menschen wirklich zu sensibilisieren.
Es muss erst ein Kind sterben, und es muss erst das traurige Foto davon um die Welt gehen, dass die Menschen Pipi in den Augen bekommen: „Oooooh… ein Kind…“
Das ist das Verwunderliche an der tragischen Sache: Erst ein Kind sorgt für Emotionen. Ein Kind führt zu mehr Trauer als 3000 Tote in den Wochen davor.

Traurig, einerseits. Aber andererseits hat dieser Fall nun offenbar eine Welle der Hilfsbereitschaft losgetreten. Mehr und mehr Menschen machen sich Gedanken – den Wahnsinn der Flucht über das Meer haben wir alle nun noch besser vor Augen.

Direkt im Anschluss lief ein weiterer emotionaler Beitrag zur Fluchtwelle. Das ARD-Team in Budapest berichtete über einen Jungen. Der Geflüchtete besuchte sie Fernsehleute regelmäßig, ließ sich alles zeigen, half ihnen sogar. Ohne dass sich das Kind und das Fernsehteam mit Worten hätte verständigen können.
Es ist genau das Richtige, was die Medien nun tun: Mehr darüber berichten, wer da flüchtet. Wer diese Menschen sind. Warum sie flüchten. Was sie nach Europa treibt. Und wer sie dort empfängt.
Weg mit dem Hass!


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Kommentare

5 Antworten zu „Tagesthemen: Der tote Junge in Bodrum“

  1. ThomasS

    Jaja … „Weg mit dem Hass!“
    Das forderst du so lapidar in deinem jugendlichen Leichtsinn … !

    Wer bis jetzt nicht kapiert hat, dass es Menschen „wie du und ich“ sind, die da auf der Überfahrt ihr Leben riskieren und z.T. verlieren, daer wird es nie kapieren.

    Lange vor Beginn dieser Flüchtlingswelle habe ich im meinem blog erwähnt, dass es m.E. das gute Recht der Afrikaner ist, in Europa einzufallen. Ebenso wie seinerzeit die Europäer es als ihr gutes Recht empfunden haben, in Afrika einzufallen. Viele Probleme, die jetzt die Leute aus Afrika zur Flucht veranlassen (zumindest diejenigen, die sich den überteuerten „Service“ der Schlepperbanden leisten können … alle Ärmeren müssen leider zuhause bleiben) … viele dieser Probleme sind leider eine Folge der Kolonialzeit. Nicht von ungefähr war es eine der ersten Amtshandlungen von Papst Franziskus, nach Lampedusa zu reisen und die Toten zu betrauern. Denn seine „Firma“ war ja in vergangenen Jahrhunderten die treibende Kraft, wenn es um den „Einmarsch“ in Afrika ging.

    Ich werd mal die weitere Entwicklung aabwarten. Im Moment gilt es ja wohl als „schick“, eine Willommenskultur zu zelebrieren. Islamische Verbände küssen Frau Merkel sogar metaphorisch die Füße und haben sie in ihrer blumigen Art mit einem Titel gefeiert, der irgendwie das Stichwort „Mutter“ enthält. (vgl. „Mutter aller Schlachten!“ … die Parole, unter der Saddam 1991 den Angriff auf Kuwait ausgerufen hat). Wohlgemerkt: Das reiche Saudi-Arabien nimmt keinen einzigen Flüchtling auf! Ebenso weniog alle anderen Ölscheichs in der Region.

    Die meisten Flüchtlinge wollen ja wohl nach Deutschland, weil deren leute hier sind. Die wenigsten wollen z.B. in die Schweiz. Schaumermal, wie es hier in einem halben Jahr um diese Willkommenskoltur bestellt ist, nachdem die Flüchtlingsströme nciht abreißen, weil die ach so mächtige internationale Politik das Problem partput nicht in den Griff bekommt. Womöglich werden die Ressoucen bereits an Weihnachten so dünn, dass es wieder Einquartierungen geben wird wie einst am Ende des 2. Weltkriegs. Da möchte ich mal sehen, wie weit es mit unserer Willkommens-Kultur dann bestellt sein wird!

    Das wird dann der Zeitpunkt sein, wo ich mir überlege, die Flüchtlinge mit einer Spende zu unterstützen! Wenn das Ganze eben nciht mehr so „hip“ ist!

  2. RT

    Ich denke auch, dass man die, die es nicht kapieren, sowieso von nichts überzegen kann.
    Was ich gut finde, ist, dass im Moment in den Medienberichten mehr auf die Geflüchteten eingegangen wird, auf die Leute, die helfen. Und weniger auf die Leute, die nur Hass schüren wollen.

    Sicherlich, das Problem wird bestimmt noch wachsen, der Strom wird nicht so schnell abreißen. Insofern bin ich auch gespannt und, ja, auch besorgt. Wenn auch anders besorgt als die „besorgten Mitbürger“.

  3. ThomasS

    Erinner dich mal an 1989.
    Als die Mauer fiel, war’s ganz Deutschland ein Fest.
    Vom Hilfsarbeiter bis zum Bundespräsidenten waren wird alle ein paar Monate lang im Jubel vereint. Bis dann die harte Realität einbrach. Und heute? Heute ist Deutschland gespalten wie nie zuvor!

    Mal ehrlich:
    Für einen Journalisten finde ich deine Haltung ganz schön naiv!

  4. RT

    Du meinst deine Haltung, der ich schlicht nur zugestimmt habe. Du bist also naiv?

  5. ThomasS

    Ja, vielleicht. 😀

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