Entscheide dich, bevor es nicht mehr geht!

Im Leben muss man immer wieder wichtige zukunftsweisende Entscheidungen treffen. Irgendwann muss man von zu Hause ausziehen, auf eigenen Beinen stehen.
Und im Alter? So lange man gesund und fit ist, muss man sich keine Sorgen machen. Wenn man das eigene Gehöft und das Haus noch bewirtschaften kann, ist alles gut. Aber was passiert, wenn man plötzlich zum Pflegefall wird? Wer wickelt dann mein bisheriges Leben ab?
Im Ideallfall findet man irgendwann selbst den Absprung. Macht man sich Gedanken, bevor sich andere Gedanken machen müssen.

Er ist 87, sie ist 77. Noch sind sie beide ganz gut drauf, aber beide haben sie Zipperlein. Sein Gedächtnis lässt nach, und es geht alles auch nicht mehr so fix wie früher. Als sie neulich gestürzt ist und wochenlang gehandicapt war, zeigte sich: Irgendwie geht’s, aber langsam müssen sie sich Gedanken machen. Ihr Hof ist riesig, auch das Haus ist groß. Es wird der Tag kommen, da sind sie damit überfordert. Aber bevor es zu spät ist, wollten sie selbst eine Entscheidung finden. Und sie haben sie getroffen.
Bald werden sie in ein altersgerechtes Wohnheim ziehen – aus dem Dorf bei Hannover an den Stadtrand. Sie leben doch weiter für sich, aber wenn sie Hilfe brauchen, dann kommt sie auch.

Es ist kein leichter Schritt. Aber es ist der richtige Schritt, und ich bewundere sie dafür. Sie geben etwas Wundervolles auf. Sie geben einen idyllisch gelegenen Hof auf. Insbesondere er gibt auf, was er einst geplant und gebaut hat. Sie schließen einen Lebensabschnitt ab – sind traurig, aber sie freuen sich auf den nächsten.
Und sie können sich auch freuen: Der Hof ist verkauft. Die neue Wohnung ist toll, sie haben eine riesige Terrasse, von der sie hoch oben über das Gelände schauen können. Nebenan hält die Straßenbahn, mit der sie in zehn Minuten im Zentrum Hannovers sind.
Ich kann ihnen nur wünschen, dass sie sich in ihrem neuen Leben gut einrichten werden.
Und allen anderen in einer ähnlichen Situation wünsche ich, dass sie auch den richtigen Zeitpunkt für eine solche Entscheidung treffen können.


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Kommentare

9 Antworten zu „Entscheide dich, bevor es nicht mehr geht!“

  1. ThomasS

    Immerhin haben beide noch einander.
    Das ist gerade im Alter viel wert.

    Dich was, wenn du in der Situation niemand mehr hast.
    Ist dann der Gedanke an Freitod unschicklich?

    Ich habe mich im Zusammenleben mit fremden Leuten nie wohl gefühlt.
    Nicht im Internat.
    Nicht auf Stube in der Kaserne.
    Nicht im Studentenwahnheim.
    Und auch nicht in der psychosomatischen Klinik.

    Sollte ich jemals in eine solche Situation kommen, würde ich jede Alternative vorziehen. Und sei es, dass ich mich eigenmächtig in die Wälder zurückziehe.
    wo ich mir entweder ein Haus baue oder Freitod begehe.

    Es bräuchte dann halt ein paar Freunde, die das nachempfinden können und verhindern, dass die allfäülligen Zwangsmaßnahmen ergriffen werden.

  2. RT

    Wieso Freitod? Nur weil du alleine bist? Das ist kein Grund.

  3. ThomasS

    Im Gegenteil.
    Um mir eine Situation zu ersparen, wo ich nicht mehr allein sein kann.

  4. RT

    Und wann weiß man, wann der Zeitpunkt ist?

  5. ThomasS

    Wenn du merkst, dass du über dein Leben demnächst nicht mehr selbst bestimmen kannst, würde ich mir an deiner Stelle Gedanken machen.

    Betuchtere Leute können sich evtl. in eine „Seniorenresidenz“ einkaufen, wo noch halbwegs Komfort und Privatsphäre gewährleistet sind.

    Wer kein Geld hat, für den sorgt der Staat.
    D.h. Unterbringung in einem Alten- und Pflegeheim.
    D.h., Aufenthalt im Mehrbettzimmer für den Rest deines Lebens.
    Nix mehr mit Privatsphäre.
    D.h., sich tagtäglich von irgendwelchem überforderten und unsensiblen Pflegepersonal blöd anmachen zu lassen.

    Da kannst du deinem Schöpfer fast schon danken, wenn du zu senil bist, um das Elend noch mitzukriegen.

    Ich empfehlem dir die Dokumentation über Eva Mauerhoff.

    https://youtu.be/HkIRZkAQtQQ___##0##___
    So möchte ich nicht enden!

    http://youtu.be/HkIRZkAQtQQ

    (Always crashing … well you know about that)

  6. ThomasS

    Sind Sie dem von mir geposteten Link mal gefolgt und haben sich den Film angeschaut? Dann verstehen Sie vielleicht besser, worauf ich hinaus will …

    Womöglich handelt es sich bei vielen der der gezeigten Personen nicht um qualifiziertes Pflegepersonal, sondern nur um externe Hilfskräfte, die gern ein bissl nassforscher auftreten. Aber so möchte ich mich von niemandem abfertigen lassen, wenn ich mal dement und hilflos bin. Besonders nicht, wenn ich in so einem Bunker eingesperrt bin und da mein Lebtag nicht mehr hinaus kommen werde.

    Leider schreiben Sie nicht, worauf Ihre Kritik an meinem Kommentar genau abzielt. Vielleicht äußern Sie sich giesbezüglich nochmal genauer. Fürs erste kann ich nur vermuten, dass Sie sich an den Begriffen „überfordert“ und „unsensibel“ aufhängen. Aber beides trifft doch zu.

    NATÜRLICH sind die Pflegekräfte überfordert, denn auf zu viele Patienten kommen zu wenige Pflegekräfte. Wer wäre da nicht überfordert. Und wie wir alle wissen, wird sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Zumal es der Politik trotz einiger zaghafter Maßnahmen auch noch nicht wirklich gelungen ist, den Pflegeberuf attraktiver zu machen … insbesondere natürlich in finanzieller Hinsicht. Aber es ist offenbar nicht genug Geld da. Mit privaten Institutionen kann der Staat in punkto Bezahlung eh nicht mithalten!

    Was das Stichwort „unsensibel“ betrifft, so räume ich ein, dass das möglicherweise nur auf das die äußere Erscheinungsbild zutrifft, also auf das, was letztlich beim Patienten ankommt. Wenn ich vorübergehend einfahren muss, etwa wegen einer Fraktur oder weil man mir den Blinddarm rausnehmen muss, kann es mir egal sein, ob die Krankenschwestern grob sind oder ungehalten oder übellaunig, denn ich weiß, dass ich diese Personen nur für begrenzte Zeit um mich ertragen muss. Anders schaut es in einem Altersheim aus. Dort ist der Patient dem Pflegepersonal wirklich dauerhaft ausgeliefert.

    Ich sehe auch durchaus, dass es für eine Krankenschwester oder einen Pfleger ein Unding ist, jedes Leid an sich heranzulassen, gerade in einem Katastrophengebiet wie einem staatlichen Altersheim. Da ist ein innerlicher Schutzpanzer sicherlich geradezu Voraussetzung, um weiter arbeiten zu können.
    Und wenn jemand von Natur aus nicht mit allzu viel Einfühlungsvermögen gesegnet ist, so ist dies für die Ausübung einer solchen Tätigkeit gewiss von Vorteil. Allerdings darf mir schon die Frage gestattet sein, warum sich so jemand dafür entscheidet, mit kranken Menschen zu arbeiten …

    Werter Herr Grap! Da ich Sie nicht kenne, kann ich auch nicht so recht einordnen, warum Sie über meinen Kommentar so verärgert sind. Sind Sie selbst im Pflegebeich tätig und fühlen sich ungerecht beurteilt? Sprechen Sie für einen Menschen, der Ihnen hahe steht? Oder sind Sie ein Lobbyist und verstehen sich als „Sprachrohr“ sämtlicher Pflegekräfte in Deutschland?

    Ich bin weder dement (hoffe ich zumindest) noch ist zum Glück ein nahestehender Mensch von dieser Diagnose betroffen und somit von der Willkür fremder Menschen bedroht. Somit trifft auf mich wohl am ehesten die Funktion des „Sprachrohrs“ zu. Ich spreche für Patienten wie Frau Mauerhoff, bei der gesundheitlich nix mehr gut wird. Und damit spreche ich auch für mich und meine Angehörigen.
    Denn genauso kann es uns allen irgendwann ergehen, wenn wir Pech haben!

    In dieser Funktion fordere ich aber exakt dasselbe wie Sie, nämlich RESPEKT!
    Den verdient ein Mensch auch dann, wenn er sich nicht mehr richtig erinnert. Denn immerhin ist er noch Mensch und er verdient es, menschenwürdig behandelt zu werden. Auch wenn er am Ende nicht mehr genug Verstand hat, seinen Stuhl oder Urin zu halten, so bleiben ihm doch noch seine Empfindungen, z.B. Scham.
    Da braucht es nicht auch noch wütende Kommentare von außen …

    Ich respektiere und bewundere jede Pflegekraft, die sich aus den richtigen Gründen für diesen Berufsweg entschieden hat, nämlich um für Kranke und Schwache da zu sein, die sich nicht selbst helfen können. Mehr noch respektiere und bewundere ich von den Vorgenannten diejenigen Pflegekräfte, die sich trotz guter Qualifikation nicht für die gut bezahlte Anstellung in einer Privatklinik entscheiden, sondern sich in die Höhle des Löwen begeben, die da heißt „staatliches Altersheim“, und versuchen, für sich und die Patienten das Beste draus zu machen. Nach meiner Erfahrung gibt es zwar solche Heiligen, aber sie sind eher rar gesät.

    Leider begünstigt die Politik derzeit noch die anderen.
    Die diesen Job bloß machen, weil sie da mal so richtig auf die Pauke hauen dürfen. Und denen die Minderbezahlung nur als Vorwand dient, um ihren persönlichen Frust an Schwachen und Wehrlosen auszulassen.

    Vor denen will und muss ich aber auch keinen Respekt haben!
    Die sollen nicht mit Kranken arbeiten, sondern sich einen anderen Job suchen!
    Okay …?

  7. ThomasS

    Wenn das Pflegepersonal in so einer „Seniorenresidenz“ morgens einen Patienten in seinem Kot und Urin vorfindet, dann haben die genug Einfühlungsvermögen, um zu erspüren, was die Patientin/der Patient individuell braucht. Der eine will in den Arm genommen und getröstet werden, der andere möchte das Malheur am liebsten ignoriert haben. Dafür sind die Pflegeräfte extra ausgebildet und zwar mit dem Geld der Patienten. Ein Hoch auf die Privatwirtschaft!

    Ganz anders schaut es im staatlichen Katastrophengebiet aus.
    Da werden die PatientInnen mitten in der Nacht aufgeweckt, um die Bettwäsche zu wechseln und den Waschvorgang vorzunehmen weil ansonsten das Pensum gar nicht zu schaffen ist! Für Mitmenschlichkeit bleibt da weder Zeit noch Raum.

    DAS, lieber René, sind die TATSACHEN!

    Die Politik muss das nicht kümmern.
    Sämtliche Abgeordneten können es sich dank ihrer Diäten doch leisten, sich und ihre Angehörigen beizeiten in einer komfortablen Senioren-Residenz unterzubringen. Was hätten die für einen Grund, für eine bessere staatliche Pflege einzutreten! Wenn die im Wahlkampf Besserung versprechen, dann ist es nur geheuchelt.

    De facto lassen die uns doch alle allein … die nicht zahlungskräftigen Patienten ebenso wie deren Angehörige und auch das Pflegepersonal!

  8. ThomasS

    Ich sag Ihnen mal was, René:

    Jeder Politiker, der im Wahlkampf für eine Verbesserung des Pflegewesens plädiert, macht den Wählern was vor. Im Zweifelsfall würden die sich selbst und ihre Angehörigen nicht ums Verrecken in einer staatlichen Institution unterbringen. Nicht mal ein Ultralinker würde das derzeit den Leuten zumuten, die er liebt!

    Da vertraue ich eher den Politikern, die sich für einen selbstbestimmten Freitod aussprechen. Das ist wenigstens ehrlich und realistisch!

    Ich weiß: Aus christlicher Sicht ist das ein No-Go. Immerhin war es ja auch ungemein christlich, wie jahrzehntelang katholische Priester mit ihren Ministranten umgegangen sind! Dort wurden die Jungen systematisch kaputt gemacht, hier kriegen halt die Alten ihren finalen Tritt in den Hintern! Und das alles im Namen Christi! Hallelujah!

    Das Problem bei der Sache: Man muss das VORHER in die Wege leiten!
    Wenn du erst dement im Pflegeheim fest sitzt und sagst, dass du dein leben nicht mehr aushältst, hört dir keiner mehr zu und darf das auch gar nicht.

    Patientenverfügungen werden heute immerhin ernster genommen als noch vor 10 Jahren. Aber die gelten auch nur für Patienten, die rein körperlich ohne Hilfe nicht überlebensfähig sind. Du kannst aber dement sein oder sonstwie mental beeinträchtigt und trotzdem körperlich so topfit, dass du noch einen jahrzehntelangen Leidensweg vor dir hast!

    Und nein … es geht mir eben NICHT um mehr staatlichen Einfluss.
    Ganz im Gegenteil!
    Es geht mir vielmehr um den Abbau von staatlichem Einfluss.

    Mit der staatlich verordneten „Euthanasie“ der Nazis hat meine Denke nichts zu tun.

    Nehmen wir mal Gunter Sachs als Beispiel.
    Der hat gemerkt (oder gewusst), dass sein Hirn nimmer so gut arbeitet wie vorher und dass es in Zukunft ggfs. schlimmer wird. Also hat er heimlich Maßnahmen ergriffen, um sich selbst ins Jenseits zu befördern. War das verboten? Nö! Selbsttörung ist in Deutschland gestattet.

    Allerdings musste der das auch recht clever anstellen und in aller Heimlichkeit.
    Ansonsten wäre sein Umfeld verpflichtet gewesen, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Ansonsten hätte denen eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gedroht. Ganz zu schzweigen vom STAAT. Erhält irgendein staatliches Organ Kenntnis davon, dass sich jemand umbringen will, so muss nach derzeitiger Rechtslagfe eingeschritten werden, um dies zu verhindern.

    Was maßt sich der Staat da eigentlich an …?

    Vielleicht wäre auch Gunter Sachs seinen letzten Schritt lieber in aller Offenheit gegangen und hätte seine Angehörigen darüber informiert, was er vorhat und warum. Er durfte das nicht, weil er befürchten musste, dass die sich strafbar machen, wenn sie nicht umgehend den Notarzt vrständigen.

    Dasselbe gilt im Fall der aktiven Mitwirkung durch einen Mediziner.
    Ich befürworte dies.
    Wie oft sind schon Suizidversuche fehlgeschlagen und die Leute als „Gemüse“ geendet. Und das bloß weil sie keinen Arzt konsultieren durften, der sie ergebnisoffen beraten konnte.

    Da hat René jetzt wohl durchaus einiges nachzudenken!

    Damals unter den Braunen hat der Staat seinen Bürgern per Dekret den Tod verordnet.

    Hewutzutage will unser Staat mit den Braunen nix mehr zu tun haben.
    Darum verordnet er seinen Bürgern per Dekret das Leben!

  9. RT

    Ich fände es eine alberne Begründung, wenn man nur wegen „der Braunen“ gegen die Sterbehilfe ist. Aber es ist nun mal ein Thema, das sehr emotional ist.

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