Paul und Paula an der frischen Hauptstadtluft

Wenn man sich Filmklassiker noch einmal auf der großen Kinoleinwand ansieht, dann ist das noch mal ein ganz anderes Erleben.
„Die Legende von Paul und Paula“, ein DDR-Kultfilm von 1973, kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen. Am Freitagabend war er im Freiluftkino am Friedrichshain in Berlin zu sehen – und war ein echtes Erlebnis.

Der Film ist aus vielen Gründen Besonders. Für ein Werk aus der DDR ist er erstaunlich subversiv. Da gibt’s nicht nur die braven Bürger, sondern auch die, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen. Die nicht nur glücklich sind. Die abseits der Parteipolitik und -norm irgendwie klarkommen wollen.
Hinzu kommen tolle Schauspieler, tolle Musik, einige hervorragende Szenen und Dialoge. Poetisch, rotzig, romantisch, traurig.

Es gibt Leute, die sagen, man solle die in der DDR gedrehten Filme nicht mehr zeigen, weil sie alle ideologisch geprägt seien. Ich halte das für Quatsch, es gibt diverse Gegenbeispiele – wie „Die Legende von Paula und Paula“.
Der Film endet recht plötzlich, die schockierende Finalaussage wird lapidar als Kommentar gesprochen, es gibt keinen Abspann.
Das führt dazu, dass man erst mal eine halbe Minute da sitzt und das gerade Gesehene verdauen muss. Da dauerte ein wenig, bis sich das Kino leerte.

Und das alles in einer lauen Sommernacht mit Besoffenengegröle im Hintergrund, ab zu einer Polizeisirene in der Ferne – an der frischen Hauptstadtluft eben.
Und wenn nach Filmschluss im Volkspark Friedrichshain noch ein paar Lampen brennen würden (der ganze Park liegt im Dunkeln, Hunderte Leute tapern da aber nach den Veranstaltungen noch rum), dann wäre das alles rundum perfekt.
Hoffentlich gibt es bald weitere interessante Filmklassiker auf der Leinwand im Park – und für „normale“ Kinos wäre das auch eine schöne Idee.


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