Kutschenscheune ist jetzt ein Ort der Stille

Edith von Thüngen hat die Remise in Groß-Ziethen umbauen lassen

MAZ Oranienburg, 29.1.2015

GROSS-ZIETHEN
Stille. Aber irgendwie anders, tiefer gehend. Genau diese andere, besondere Stille soll der große Raum auch erzeugen. Er befindet sich im Refugium auf dem Groß-Ziethener Gutshof, direkt neben dem Schloss. Die alte Remise ist 2013 und 2014 umgebaut worden. Vorher befand sich darin eine Kutschenscheune. Die ist jetzt Vergangenheit, nun ist das Haus ein Ort der Einkehr, der Ruhe.

Nachdem Edith von Thüngen die Schlossgeschäfte nebenan an ihren Sohn Rafael abgegeben hatte, war sie zunächst nach Potsdam gezogen. Nun aber lebt sie wieder in Groß-Ziethen. „Das Dorf ist für mich zur Heimat geworden“, sagt sie. Sie fühle sich in der Region sehr verwurzelt. Seit 1993 ist sie in Groß-Ziehen aktiv, das Schloss ist heute eine feste Größe. „Wenn man etwas aufbaut mit den Menschen hier, das verbindet, und wir haben uns sehr schnell sehr wohl gefühlt.“
So engagiert sie sich beispielsweise in Lehnitz auch in den Bemühungen, Flüchtlinge zu integrieren. „Ich hoffe, dass ich da was beitragen kann.“

Und auch in Groß-Ziethen selbst wollte sie etwas Neues auf die Beine stellen. „Ich habe überlegt, was ich hier machen könnte.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sie ließ das alte, schon ziemlich verfallene Herrenhaus umbauen. Das hat etwa ein Jahr gedauert, das Konzept der Inneneinrichtung und Raumaufteilung stammt von ihr selbst. Das Refugium ist ein echtes Schmuckstück geworden. In der unteren Etage hat sich Edith von Thüngen ihre Wohnung eingerichtet. Die obere Etage soll ein Ort für neues und vernetztes Denken werden, ein Ort der Ruhe, der Erholung.
„Ich wollte etwas schaffen, was mir wirklich wichtig für die Menschen erscheint“, sagt sie. Immer öfter erlebe sie, dass die Leute vollkommen erschöpft seien von ihrem Berufsleben und dem, was der Alltag bringt. „Ich habe selbst oft mitbekommen, wie die Menschen an die Grenzen gehen. Es sind gerade die Fähigen, die viel leisten, und die Anforderungen im Job sind oft enorm.“ Burnout lautet das Stichwort, aber so weit dürfe es nicht kommen, findet Edith von Thüngen. Dem müsse man vorbeugen.
Angeboten werden Seminare, Lesungen und Vorträge. In den Seminaren geht es darum, neue Kraft zu schöpfen. Durch Schweigen, durch Meditation. „Das ist keine Esoterik“, stellt Edith von Thüngen klar. Sie hat sich zwei Expertinnen an die Seite geholt. Die Zen-Lehrerin Dagmar Fleischmann und die Diplompsychologin Gabriele von Bülow geben die jeweiligen Kurse, die von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag dauern. Beide Wege sind religionsunabhängig, es gehe vielmehr um Gruppendynamik, um das Verbinden mit den eigenen Quellen, um geführte Stille. Der Mensch solle mit sich selbst wieder in Kontakt kommen und die Dinge neu ordnen können. „Es kommen ganz verschiedene Menschen“, sagt Edith von Thüngen. Junge Ehepaare, ältere Berufstätige. Sie kommen, um runterzukommen, um zu entschleunigen, die vielen Gedanken zu verscheuchen. Die Stille des Hauses und der Umgebung sei dafür perfekt.


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