Geld sofort

DI 06.01.2015 | 22.00 Uhr | NDR fernsehen

Es ist eine Sensation, das stimmt schon irgendwie. Im Nachlass eines privaten Filmsammlers tauchte im vergangenen Jahr ein bislang völlig unbekannter Film mit dem Komiker Heinz Erhardt auf. „Geld sofort“ muss Anfang der 60er-Jahre gedreht worden sein.
Es ist nichts über ihn bekannt. Er taucht in keinen Archiven, in keinen Tagebüchern oder Alben oder sonstigen Filmographien auf.

Man könnte auch sagen: Es hatte vielleicht einen Grund, warum niemand etwas über diesen Film wusste. Heute nennt sich so etwas „Giftschrank“.
Denn „Geld sofort“ ist alles andere als ein Meisterwerk. In dem nur 35-minütigen Werk spielt Erhardt einen Mann, der in einem Finanzierungsbüro nach einem Kredit fragt – wobei der Kredithai ein windiges Bürschchen ist.
Der Film ist nicht besonders lustig, die Scherze bleiben lauwarm, er ist extrem langatmig und wirklich lahm inszeniert. Lange, dröge Dialogszenen und immer wieder diese Möchtegernwitzchen.

Ein Film, der nirgendwo erwähnt wurde, den es bis 2014 gar nicht gab. Hätte Heinz Erhardt wirklich gewollt, dass dieser Film ausgegraben und gesendet wird?
Klar, diese Welturaufführung etwa 55 Jahre nach dem Dreh ist was Besonderes, aber ich habe Zweifel, dass dem Komiker das gefallen hätte.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Geld sofort“

  1. ThomasS

    An der Mutmaßung über den Giftschrank könnte durchaus was dran sein. „Geld sofort“ wirkt auf mich wie ein Aufklärungsfilm, der vom Betrugsdezernat der Kripo im Auftrag gegeben wurde, um vor den unlauteren Geschäftspraktiken gewisser Kredithaie zu warnen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Dauer des Films weit unter den üblichen 90 Minuten liegt.

    Vielleicht handelte es sich sogar um einen internen Lehrfilm, wenn auch (was mit dieser Hypothese freilich nicht ganz zusammen passt) mit hochkarätigen Darstellern wie Oskar Sima, Ulrich Beiger und eben Heinz Ehrhardt.

    Ich denke schon, dass die dargestellten Methoden bei gewissen dubiosen Kreditinstituten gang und gäbe waren und vielleicht sogar teilweise heute noch sind. Natürlich ncht so offensichtlich wie hier gezeigt. Vielmehr dürfte der Kreditnehmer erst nach erfolgter Unterschrift unter einen entsprechenden Vertrag erfahren, welche Nebenkosten anfallen, bevor er sein Geld sieht (falls der Kreditnehmer überhaupt jemals Geld sieht) … eben weil er das sprichwörtliche „Kleingedruckte“ nicht richtig gelesen hat.

    Ehrhardt als Sympathieträger war damals natürlich die Ideealbesetzung für das naive und treuherzige Opfer solcher kriminellen Machenschaften. Dass die Witzchen etwas flau ausfallen, könnte evtl. daran liegen, dass er selbst nur wenig Mitspracherecht am Drehbuch hatte. Bei seinen bekannteren Filmen war das m.W. anders.

    Eigentlich wäre das doch mal ein dankbares Thema für „Hoaxila TV“. Womöglich hat damals wirklich die Finanzwelt um ihren guten Ruf gefürchtet, weswegen der „Geld sofort“ niemals in die Kinos kam (als Vorfilm oder so) bzw. zeitnah abgesetzt wurde.

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