Bahnbekanntschaften (83): Ach, Mamaaa!

(82) -> 15.11.2014

Die Mama von Norman ist unzufrieden. Die beiden haben einfach zu wenig Kontakt. Zweimal pro Woche zu telefonieren, reicht nicht. Mama fühlt sich zurückgestoßen. Norman sieht das natürlich ganz anders. Er findet, dass der Kongtakt vollkommen ausreichend ist.
Norman ist 30 und seine Mutter ziemlich betrunken.
Es ist die Neujahrsnacht, und die S-Bahn verlässt gerade Berlin auf dem Weg nach Oranienburg.

Man musste gar nicht lauschen, um diesem lustigen Duo zuhören zu können. Sie sprachen laut genug, damit wir alle etwas davon hatten, und der viele Minuten dauernde Dialog hätte von Loriot nicht besser geschrieben werden können.
Normans Lieblingsausruf war dann auch: „Ach, Mamaaa!“ Mama hatte eine lustige Perücke auf, die interessanter besser aussah als ihre leicht abgewrackte Langhaarfrisur. Sie hatte eine Wasserflasche in der Hand, allerdings hatte die Flüssigkeit darin nicht die Farbe von Wasser. Was einiges erklärt.

Mama warf ihrem Norman vor, dass er sie nicht mehr liebe. Hat Norman („Ach, Mamaaa!“) natürlich heftigst dementiert. Er mache sich eingfach zu sehr rar, er müsse sich wieder mehr auf zu Hause konzentrieren, und wo solle das denn alles noch hinführen?

Zwischenzeitlich waren wir uns nicht sicher, ob Norman uns eine exklusive Theateraufführung zum neuen Jahr geschenkt hat. Er muss auf jeden Fall mitbekommen haben, dass wir alles hören können. Mehrmals bat er seine Mutter, ob sie diese Diskussion nicht besser morgen führen wollen, worauf sie zunächst genau dies tatsächlich beschlossen – um dann weiter zu diskutieren. Bis Oranienburg ging das so, und am Ende haben wir uns alle gegenseitig verabschiedet.
Fehlten nur noch Applaus, Verbeugung und Vorhang.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Bahnbekanntschaften (83): Ach, Mamaaa!“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert