Die Stunde Null mit G-Punkt

2015 ist da! Eigentlich war unser Plan, das neue Jahr direkt vor dem Reichstag in Berlin zu beginnen. Weil aber die große Festmeile auf der Straße des 17. Juni voll und somit gesperrt war, sperrte die Polizei das komplette Regierungsviertel gleich mit. Kein Durchkommen vom Hauptbahnhof in Richtung Reichstag.
Schlimm war das aber nicht. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen direkt am Spreeufer, oben am Geländer – immerhin mit Blick in Richtung Feuerwerk im Tiergarten, und den Reichstag konnten wir zumindest aus der Ferne auch sehen.

Und wir lernten Goran kennen. Er bezweifelte, dass wir seinen Namen behalten, wir könnten ihn auch „G-Punkt“ nennen, und er wüsste auch, wo sich denn besagter, gleichnamiger G-Punkt befinde. Aber mir fiel sofort der Tennisspieler Goran Ivanisenic ein, so dass ich den Namen so schnell nicht vergessen konnte. Goran wollte wissen, woher wir denn kommen. Er hat lange in Neukölln gewohnt, jetzt ist er in Lankwitz, da habe er wenigstens seine Ruhe. Seit Jahren wartet er, wie er sagt, darauf endlich einen deutschen Ausweis zu kommen, seine Geburtsurkunde sei abgelaufen – was immer damit gemeint ist. Und so richtig mitbekommen habe ich leider nicht, woher er eigentlich stammt. Nur, dass er in einer deutschen Pflegefamilie großgeworden ist. Er sehe zwar nicht unbedingt wie ein Deutscher aus, sei aber deutscher als so mancher Deutscher. Oder so. Am Spreeufer am Humboldthafen wartete er nun mit seiner Freundin Melly und mit uns auf Mitternacht.

Kurz vor zwölf postierte sich ein Fahrgastschiff genau vor uns auf der Spree, es war voller Menschen, und sie hatten offenbar auch eine Uhr an Bord. Ohne die Schiffsleute hätten wir jedenfalls keinen Countdown gehabt.
Das große Feuerwerk erlebten wir aus der Ferne, wir waren sowieso erst mal damit beschäftigt, uns alle zu umarmen, schließlich hatten wir ja mit Goran und Melly echte Jahreswechselgefährten gefunden. Um uns herum knallte und pfiff es, wir hatten auch ein bisschen was zum Wegschmeißen bei, und so erlebten wir einen echt netten Übergang von 2014 zu 2015.
Am Ende gab es noch eine Abschiedsumarmung. Goran und Melly liefen Richtung Hauptbahnhof, uns führte der Weg in Richtung Friedrichstraße.


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