Auf der Suche nach dem schönsten Baum

Auf dem Krämerwaldhof in Neu-Vehlefanz haben sich hunderte Besucher ihre Tanne fürs Weihnachtsfest selbst geschlagen

MAZ Oranienburg, 22.12.2014

NEU-VEHLEFANZ
Stürmisch, regnerisch und ein bisschen Schneematsch. So richtig weihnachtlich stimmt einen das Wetter noch nicht ein. Dennoch kommt das Fest mit großen Schritten. Am Wochenende herrscht deshalb auch noch mal Ansturm auf dem Krämerwaldhof in Neu-Vehlefanz. Etwa 6000 Bäume standen zu Beginn der Saison auf dem Hof. Besucher konnten sie in den vergangenen Wochen selbst schlagen. Am Sonnabend nutzen viele Familien die Gelegenheit.

„Wir schlagen unseren Baum schon jahrelang selbst“, sagt Gerd Lüdtke aus Hennigsdorf, der mit seinem Sohn Arne nach Neu-Vehlefanz gekommen ist. „Hier sind wir schon das zweite Mal.“ Eine gute halbe Stunde haben sie gebraucht, auf dem Feld den richtigen Weihnachtsbaum zu finden. „Einigermaßen füllig muss der Baum sein“, so Gerd Lüdtke.

Sibylle Rudolph hat da schon ein etwas anderes Konzept: „Ich finde es einfach schön, einen Mitleidsbaum zu haben“, sagt die Berlinerin, die mit ihrem Mann Frank und ihrer Tochter auf den Krämerwaldhof gekommen ist. So ein Baum müsse nicht immer toll aussehen. Wichtig sei, dass er rundum grün sei und keine Lücken habe. Bei Rudolphs steht der Baum auf einem Tisch, deshalb muss er auch nicht groß sein. „Wir haben diesmal nur fünf Minuten gebraucht, bis wir gefunden haben, was uns gefällt“, erzählt sie und zeigt stolz auf ihren Baum, den ihr Mann gerade den Sandweg entlangzieht. Gerade haben sie das Teil abgesägt. „Die Säge haben wir von zu Hause mitgebracht.“ Bis zum 6. Januar steht der Baum in der Wohnung, erst dann kommt er weg. „Bis dahin bekommt er auch ein bisschen Wasser, dass er nicht nadelt.“

Diesen Rat gibt auch Günter Köhler. Der Gartenbauer ist der Chef auf dem Neu-Vehlefanzer Krämerwaldhof. Seit 1997 betreibt er die Plantage. Wie er sagt, bestehe das Problem, dass die Weihnachtsbäume in den warmen Wohnungen vertrocknen, eher bei denen, die sie nicht frisch schlagen. Ansonsten krümeln Fichten zuerst. „Wir haben bei uns Kiefern, Rotfichten, serbische Fichten, Blautannen, Douglasien, Coloradotannen und Nordmanntannen“, zählt er auf. Letztere ist bei den Deutschen am beliebtesten.

Gerade setzt der kleine Lilian die Säge an einem der vielen Bäume an. Eigentlich ist er dafür noch zu klein, aber Papa Benjamin hilft ihm dabei und übernimmt schließlich ganz. „Wir haben eine halbe Stunde gesucht“, erzählt Marika Hahn. Sie ist mit ihrer Familie aus Berlin-Reinickendorf nach Neu-Vehlefanz gekommen. Sie hat vorher im Internet recherchiert, wo Bäume selbst geschlagen werden können. „Wir haben uns jetzt fast jeden angesehen“, sagt sie. Bis kurz nach Silvester bleibt der Baum in der Wohnung, dann kommt er raus. Auch bei Familie Hahn bekommt er ein bisschen Wasser, damit er nicht nadelt. Alle zusammen schleppen sie den abgesägten Baum über den Hof, um ihn sich in ein Netz einpacken zu lassen. Zwischen 15 und 35 Euro haben die Bäume in Neu-Vehlefanz in der Regel in diesem Jahr gekostet. Verschiedenfarbige Schilder machten die unterschiedlichen Kategorien deutlich. Einige, besonders groß gewachsene, sind allerdings extra gekennzeichnet und noch ein bisschen teurer. Nur durch diese Schildchen gekennzeichnete Bäume dürfen abgesägt werden.

Was aber passiert mit den vielen Baumstümpfen, die die Besucher in den vergangenen Wochen hinterlassen haben? Günter Köhler kennt die Antwort: „Mit einem Forstarbeiter gehe ich rum, dann werden die Stümpfe mit der Motorsäge weggeschnitten.“ Fünf Jahre dauert es, bis der Stumpf verfault ist. Und irgendwann steht dort an dieser Stelle vielleicht ein neuer Baum.


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