#Zeitgeist – Von digitaler Nähe und analoger Entfremdung

Durch das Internet scheinen wir alle immer enger zusammenzurücken. Aber ist das wirklich so? Ist diese Nähe nicht vielleicht auch trügerisch?
Jason Reitman hat sich mit den Auswirkungen des Internetkonsums beschäftigt, und was dabei rausgekommen ist, ist an vielen Stellen fast schon traurig, macht nachdenklich, ist manchmal auch ein bisschen lustig.

Da ist das unzufriedene Ehepaar. Er flüchtet in die Welt der Pornos, sie sucht auf einer Datingseite einen Seitensprung. Ihr Sohn (15) sieht im Netz so viele Pornos, dass ohne gar nichts mehr läuft, dass er mit realem Sex überfordert ist.
Da ist das Mädchen, das um einen Jungen zu gefallen, hungert und sich entsprechende Tipps in Foren sucht. Ein anderes Mädchen wird von der Mutter regelrecht terrorisiert – aus Angst, ihr Teenie könnte im Netz irgendwas zustoßen. Und da ist der junge Mann, dessen Mutter abgehauen ist, der nun keine Lust mehr auf Football hat und stattdessen in die Welt der Videospiele flüchtet.

Klingt nach Klischees. Ist aber „#Zeitgeist“. Und der Untertitel passt perfekt: „Von digitaler Nähe und analoger Entfremdung“. Im Netz sind wir uns nah, real haut irgendwas nicht mehr hin.
Es ist durchaus realistisch und um so beängstigender, wenn wir Szenen sehen, in denen zwei Menschen nebeher laufen und nicht miteinander sprechen – weil sie auf dem Smartphone daddeln. Wir lernen die Ängstlichen kennen, die es mit ihrer Angst aber übertreiben. Und das junge Glück, das es irgendwie fast ohne Internet schafft – oder zumindest auf einem normalen Level.
Jason Reitman hat die Gesellschaft für seinen neuen, recht klugen Film ganz gut beobachtet. Hysterie und Sorglosigkeit laufen parallel.
Leider ist die Handlung an einigen Stellen ein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Das Ganze hätte auch in weniger als 120 Minuten erzählt werden können. Dennoch ist „#Zeitgeist“, u.a. mit Adam Sandler und Jennifer Garner, unbedingt sehenswert.

#Zeitgeist – Von digitaler Nähe und analoger Entfremdung
USA 2014, Regie: Jason Reitman
Paramount, 120 Minuten, ab 12
8/10


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