Heiligabend sind die Kirchen immer voll

Pfarrer Thomas Triebler aus Beetz hat nur am ersten Feiertag Zeit, um bei der Familie zu sein

MAZ Falkensee, 3.12.2014

Drei Wochen noch. Dann ist Heiligabend. Das Fest, auf das wir momentan alle hinarbeiten. Für viele Branchen gilt das im wahrsten Sinne des Wortes. Gaststätten haben vermehrt Weihnachtsfeiern und mehr Menschen zu Gast als sonst. Beim Friseur sind vor dem Fest kaum noch Termine zu bekommen. Beim Bäcker müssen die Plätzchen gebacken werden, Supermärkte oder Geschäfte in Einkaufspassagen bieten Sonderöffnungszeiten. Journalisten haben Sonderbeilagen zu füllen, und die Buchhändler haben einen höheren Umsatz als sonst. Zu Weihnachten fällt dann der Stress ab. Zumindest in einigen der Branchen. Bei manchen kehren erst Anfang Januar wieder mehr Ruhe und der Alltag ein.

Zum Beispiel bei Pfarrer Thomas Triebler aus dem Kremmener Ortsteil Beetz. Er hat nur am ersten Weihnachtsfeiertag richtig frei und Zeit für die Familie und private Besinnlichkeit. „Wir sind gerade dabei, verschiedene Gottesdienste vorzubereiten“, erzählt er. Das sind einige, denn im Kremmener Pfarrsprengel gibt es fünf Kirchen, allein Heiligabend finden sieben Gottesdienste statt. „Davon leite ich drei“, so der Pfarrer.
In diesen Tagen beginnt er, an seiner Weihnachtspredigt zu arbeiten. „Damit habe ich den Wunsch, die Leute auch wirklich zu erreichen.“ Dogmatische Redewendungen versucht er zu vermeiden, anhand von Beispielen sollen seine Zuhörer nachvollziehen können, wovon er spricht.
Für den Heiligen Abend sind darüber hinaus viele Absprachen zu treffen, „deutlich mehr als bei anderen Gottesdiensten“, so Triebler.

Schon am kommenden Wochenende findet in Sommerfeld vor der Kirche der Adventsmarkt statt, der von der Gemeinde organisiert wird. Auch dafür ist vieles vorzubereiten. Bis Weihnachten stehen darüber hinaus diverse Feiern in den Ortsteilen auf dem Plan. „Es gibt schon einen großen Bedarf, dass ich als Pfarrer da auch dabei bin“, erzählt Thomas Triebler. „Und es ist auch mein Ziel, dass ich das schaffe.“ Gerade hatte er noch eine Anfrage aus Groß-Ziethen, den Termin konnte er gerade noch dazwischenschieben – aber er macht das gern. „Es ist heute leider eine der wenigen Möglichkeiten, mit der Gemeinde und den Menschen Kontakt zu halten. Denn Einzelbesuche bei den Leuten zu Hause sind zeitlich kaum noch möglich.“ Deshalb sei es ihm auch sehr wichtig, gerade bei diesen Gruppentreffen vor Weihnachten dabei zu sein.

Die täglichen Pflichten bleiben jedoch auch im Dezember nicht aus. Gemeindekirchenrat, der Jahresabschluss, die Friedhofsverwaltung, das Büro. „Das läuft ja alles auch noch weiter“, sagt der Pfarrer und schmunzelt.
Heiligabend ist er bis etwa 23.30 Uhr unterwegs, da predigt er in der Beetzer Kirche. Am ersten Feiertag ist Zeit zum Luftholen. Der zweite Feiertag wird mit einem musikalischen Gottesdienst in Sommerfeld eröffnet. Erst nach Weihnachten wird es ruhiger, im Januar herrscht wieder der Alltag. „Aber bis dahin ist noch viel zu erledigen“, sagt Thomas Triebler.

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Buchhandel: Eifriges Stöbern nach Geschenken

Auf die Frage hin, wie es denn im Nauener Buchhandel mit dem Stress vor dem Weihnachtsfest aussieht, muss Michaela Marszalkowski erst mal lachen. „Da sind Sie genau richtig!“ In den Mittagzeiten, zum Feierabend – das sind die großen Stoßzeiten in der Theodor-Körner-Buchhandlung in der Mittelstraße in Nauen. Die Leute kaufen für sich, vor Heiligabend aber besonders Geschenke für andere ein. „Da ist eigentlich durchweg alles dabei“, sagt die Mitarbeiterin des Buchladens. Hochpreisige Bücher gehen momentan ebenso weg wie Hochliteratur und Taschenbücher.

Hin und wieder kommt es dabei zu lustigen Begebenheiten. So wissen Kunden manchmal nicht den genauen Titel eines Buches, das sie suchen: „Ich hab’s irgendwo gesehen, es ist blau!“, heißt es da schon mal. „Einmal fragte ein Kunde nach dem Roman ,Flucht aus dem Altenheim’“, erinnert sich die Buchverkäuferin. Gemeint war allerdings „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.
Auch Heiligabend hat das Geschäft bis zum Mittag noch geöffnet. „Das ist der Tag, an dem die Last-Minute-Kunden zu uns kommen“, sagt Michaela Marszalkowski. Nach Weihnachten ist allerdings noch nicht Ruhe. „Dann kommen die Kunden mit Gutscheinen, die sie als Geschenk bekommen haben.“

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Viele Stollen fürs Fest
In der Bäckerei Forduhn in Groß-Ziethen werden Extraschichten geschoben

Bäcker Carsten Forduhn aus dem Kremmener Ortsteil Groß-Ziethen arbeitet vor Weihnachten in Sonderschichten. „Das Weihnachtsgebäck ist recht zeitaufwändig“, sagt er. Kekse und Mohnstollen werden vor dem Fest vermehrt verkauft.
Jede Nacht um 2 Uhr backt er zunächst Brote und Brötchen. „Dann folgen die Schnecken und der Kuchen.“ Um 6 Uhr stehen die Mohnstollen auf dem Plan, bevor noch weiteres Brot gebacken wird. Zu guter Letzt folgt noch der Butterstollen.

Das meiste geht bei Forduhns über verschiedene Vorbestellungen auf den Weg zu den Kunden. Dennoch hat Birgit Forduhn, die Ehefrau des Bäckermeistes, auch in ihrem Laden an der Alten Dorfstraße, noch viele Kunden und entsprechend gut zu tun.
Forduhns beliefern darüber hinaus auch das Schloss Ziethen, unweit der Bäckerei. Auch ist das kleine Unternehmen mit einem mobilen Verkaufsstand unterwegs. Damit beliefert Carsten Forduhn seine Kunden in den umliegenden Dörfern. Dazu gehören Klein-Ziethen, Vehlefanz oder auch Kremmen. „Da wird kurz gehupt, dann wissen die Leute schon Bescheid.“ Weitere Sonderbestellungen seien in der Bäckerei zeitlich schon gar nicht mehr zu schaffen.

Heiligabend wird bei ihm noch bis zum Mittag gearbeitet, dann kommen die letzten Kunden, um bei Forduhns einzukaufen. Schließlich stehe ja nicht nur Weihnachten vor der Tür, sondern auch ein extralanges Wochenende. Nach dem zweiten Feiertag folgen gleich der Sonnabend und der Sonntag. Heißt: Weihnachten ist erst mal Pause. Allerdings geht es schon am zweiten Feiertag gleich wieder los, denn dann steht schon der Wochenendeinkauf auf dem Programm. Am 27. Dezember, dem Sonnabend, soll dann schon wieder frisches Brot verkauft werden.
Rund um Neujahr wird es ähnlich verlaufen, so schätzt Carsten Forduhn die Situation ein. Erst Anfang Januar, nach sämtlichen Feierlichkeiten, könnte tatsächlich wieder ein bisschen Ruhe einkehren.

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Last-Minute-Haarschnitt
Auch Heiligabend gehen die Leute in Oranienburg noch zum Friseur

Es sind besonders die jungen Leute, die Heiligabend um 11.45 Uhr noch beim Friseur auftauchen – eine Viertelstunde, bevor das Geschäft schließt. Friseurin Monika Teichler lächelt, als sie das erzählt. Sie arbeitet im Laden von Jutta Quarg in der Oranienburger Havelstraße. „Das ist dann aber wirklich auf den letzten Drücker“, erzählt Monika Teichler.
Ob die Kunden dann noch dran kommen, hängt davon ab, wie voll das Geschäft ist. „Wenn wir schon zwei oder drei wartende Kunden haben, und es sind nur noch ein paar Minuten bis zum Geschäftsschluss, dann können wir irgendwann keinen mehr annehmen.“
Heiligabend ist ordentlich was los beim Friseur, aber auch schon in den Tagen davor. „Wir haben viele Stammkunden, die wissen das immer schon“, erzählt Monika Teichler.

Für die Mitarbeiter bedeutet das in der Zeit vor Weihnachten mehr Arbeit und durchaus auch Stress. Für die Friseurin ist das aber kein Nachteil. „Spaß macht die Arbeit trotzdem“, sagt sie. Zudem seien die meisten Leute ja auch immer nett. Nur manchmal käme es vor, dass die Kunden etwas gestresst seien. „Die schauen dann zu uns rein und sehen, dass da schon zwei Kunden vor ihnen warten, dann gehen sie gleich wieder raus, weil sie Angst haben, dass es zu lange dauert“, erzählt Monika Teichler. „Dabei geht das eigentlich recht schnell.“
Nach Weihnachten wird es in dem Geschäft deutlich ruhiger – zumindest scheinbar, so die Friseurin: „Allerdings beobachten wir, dass unsere älteren Kunden gerade dann erst kommen, weil sie dem Trubel vor dem Fest aus dem Weg gehen wollen.“

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Gastwirte: Bis Neujahr herrscht Hochbetrieb

Schon jetzt ist die Gaststätte „Sonnenburg“ in Oranienburg festlich geschmückt. An der Decke hängen lauter Schneekugeln, Weihnachtssterne und Adventskränze. „Wir haben jetzt viele Weihnachtsfeiern bei uns im Haus“, sagt Astrid Welz-Krinke, die Inhaberin des Lokals an der Robert-Koch-Straße.
Besonders an Donnerstagen und Freitagen finden die Feiern in der Regel statt. „Die normalen Familienfeiern haben wir aber auch noch, auch im Dezember werden ja schließlich Geburtstage gefeiert“, sagt die Gastronomin und lächelt.

Das Team in der Gaststätte, die es in der Stadt schon viele Jahrzehnte gibt, ist es gewöhnt, dass kurz vor Weihnachten das Haus gut gefüllt ist. Allerdings wird es in der „Sonnenburg“ zum Fest selbst noch nicht wirklich ruhiger. Nur Heiligabend – da ist das Haus geschlossen. „Wir haben mal versucht, an diesem Tag bis zum Nachmittag zu öffnen, aber da kam kaum jemand.“ Den Test haben die Gastronomen dann wieder aufgegeben. Dafür aber ist an den beiden Feiertagen ordentlich was los. Da wird das Haus wieder voll sein. „Das sind unsere Hauptkampftage“, sagt Astrid Welz-Krinke. Sie sieht das an den Tischbestellungen, die schon jetzt vorliegen.
Ob die Leute vor dem Fest in Sachen Trinkgelder spendabler sind als sonst, kann sie nicht sagen. „Das ist sehr unterschiedlich. Ich hoffe aber für meine Mitarbeiter, dass es so ist.“
Der vor- und nachweihnachtliche Stress zieht sich im Lokal noch weiter hin. Es folgen eine Woche nach dem Fest die Silvesterparty und der Neujahrsbrunch. „Eigentlich wird es bei uns erst ab 5. Januar ruhiger. Wobei wir uns eigentlich immer freuen, wenn es gerade nicht ruhig ist“, so die Leiterin des Lokals.


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