25 Jahre danach: die Lichtgrenze

Wer heute 25 Jahre alt ist, der weiß nicht mehr, wie es war, als Ost-Berlin und West-Berlin zwei Städte waren. Als mitten durch die Stadt eine Mauer führte. Als die DDR-Bürger nur unter bestimmten Umständen rüber durften. Als es ein Verbrechen war, eine „Bildwoche“ von West nach Ost zu bringen.
Zum 25. Mauerfall-Jubiläum ist in Berlin zwischen der Oberbaumbrücke und der Bornholmer Straße die Lichtgrenze errichtet worden. Sie bestand aus rund 8000 beleuchteten Luftballons – entlang des ehemaligen Mauerstreifens.

Hunderttausende sind zur Lichtgrenze gekommen, und das finde ich nicht nur bemerkenswert, ich finde das toll. Es ist den Menschen offenbar immer noch wichtig, und auch die jungen Menschen finden es spannend – auch wenn für sie wohl eher der Event-Charakter im Vordergrund stand.
Schon in Oranienburg auf dem Bahnhof strömten die Menschen zum Regionalexpress, um in die Hauptstadt zu fahren.
Auch der Nordbahnhof ist voll mit Menschen, die sich erinnern und an der Freiheit erfreuen. Auf Schautafeln ist zu sehen, wie der Bahnhof vor der Wende ausgesehen hat. Wo Eingänge zugemauert waren.

Entlang der Bernauer Straße steht noch einer der wenigen noch erhaltenen Abschnitte der Mauer. Die Leute stehen davor, machen Selfies und Gruppenfotos. Eine Mutter mit ihrem Kind läuft über den Grenzstreifen auf der Straße. Sie sagt: „Jetzt sind wir im bösen Teil.“ Sie ist im Osten angekommen. Der böse Teil. Ob man dem Kind damit so hundertprozentig die DDR erklärt, sei mal dahingestellt.

Wir laufen in einen Park abseits der Bernauer Straße, dort, wo auch die S-Bahn aus dem Nord-Süd-Tunnel rauskommt.
Ballon steht an Ballon. Und irgendwann – im Hintergrund läuft die „Ode an die Freude“ – steigt einer nach dem anderen nach oben.
Leider ist das unspektakulärer als gedacht. Das alles geht recht langsam. Die Ballons, sind, wenn sie aufsteigen, nicht mehr beleuchtet. Ab und zu bleibt mal einer hängen. Wahrscheinlich wäre es spektakulärer gewesen, sie alle gleichzeitig, auf ein Signal hin, steigen zu lassen.
Aber auf das Symbol kommt es an. Das Symbol der Mauer, die es nicht mehr gibt.

Dieser Tag führt zudem dazu, dass die Leute ins Gespräch kommen. Sie ziehen sich das Event nicht nur rein. Sie reden auch darüber, wie denn das war, damals in der DDR. Wie lief es in der Schule ab? GST? ESP? Fahnenappell? Stasi? Und Geschichte, ganz persönlich erlebte Geschichte zu vermitteln, das kann ja auch nicht so falsch sein.


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