Die Auserwählten

MI 01.10.2014 | 20.15 Uhr | Das Erste

Manchmal ist das wahre Leben viel härter als das, was sich Autoren ausdenken.
„Die Auserwählten“ an der Odenwaldschule machen die Hölle mit, und am Mittwochabend zeigte ein Film im Ersten, was einst in dem Eliteinternat mit kleinen Jungen angestellt wurde.

Mindestens 132 Odenwaldschüler sollen in den 60er- bis 90er-Jahren sexuell missbraucht worden sein. Der Film „Die Auserwählten“ widmete sich diesem heiklen Thema. Man musste mitansehen, wie der Schulleiter sich an mehrere Jungen ranmachte. Wie es normal zu sein schien, dass Lehrer und Schüler gemeinsam duschten. Wie ein Lehrer einfach mal mit einem Jungen im Auto verschwand. Alles schien völlig normal zu sein. Total harmlos.
Aber da war nichts harmlos. Erst – zumindest im Film – eine junge Lehrerin blickte hinter die Kulissen, bekam alles mit, scheiterte aber daran, alles aufzudecken.

Diese Lehrerin gab es im wirklichen Leben nicht. Zwar beruhte der Film auf wahren Begebenheiten und ist auch an Originalschauplätzen gedereht worden, aber er ist keine Dokumentation. Einige der Opfer haben sich über diese „Änderung“ der Geschichte bitterlich beschwert. In vielen Punkten sei die Handlung originalgetreu, aber in bestimmten Punkten widerum nicht.
Für die Opfer, die ihr Leben lang Opfer bleiben, ist es sicherlich eine Zumutung, wenn ihre Geschichte im Film verändert wird, wenn da plötzlich eine Hoffnung aufkeimt, die es im wahren Leben nie gab.
Für die Zuschauer war dieses Drama aber auch so schockierend, deprimierend, niederschmetternd, und es ist gut, dass ein Sender wie die ARD den Finger in diese Wunden legt, sie offenlegt und diese traurige Geschichte zur besten Sendezeit einem Millionenpublikum zugänglich macht. Vielleicht hilft es ja, dass so ein Missbrauch in dieser Dimension nie wieder geschieht.


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