Schoßgebete

In ihrem Buch „Schoßgebete“ hat Charlotte Roche seitenlang beschrieben, wie ihre Protagonistin Elizabeth ihren Mann oral befriedigt. Anal auch, aber nur selten.
Jetzt ist die Story verfilmt worden, mit Lavinia Wilson und Jürgen Vogel in den Hauptrollen. Ja, da kommt man schon mal ins Schwitzen, denn gewisse Dinge… also, will man die sehen? Also, ähm…
Aber egal, man sieht sie sowieso nicht. Während Roches zweites Buch zwar lange kein Skandal war, wie es die PR-Abteilung gern gehabt hätte, ist der Film fast schon prüde. Und, ja, auch ganz schön lahm.

Elizabeth Kiehl (Lavinia Wilson) ist am liebsten bei ihrer Psychologin. Da kann sie erzählen, was ihr auf der Seele liegt. Über die Schwierigkeiten mit ihrem Mann (Jürgen Vogel), wie gut oder schlecht es mit ihrem Ex (Robert Gwisdek) funktioniert, über ihre Darmwürmer und – das hat ihr Leben wohl am meisten geprägt – über den Unfall, bei dem sie ihre beiden Brüder verloren hat, als die auf dem Weg zu ihrer Hochzeit waren.

Charlotte Roche erzählt in ihren Büchern immer sehr echt, sehr wahrhaftig und auch freizügig. All das ist der Film von Sönke Wortmann nicht. Die Geschichte von „Schoßgebete“ (dem Roman) ist eigentlich recht interessant. Es geht um eine seelisch kaputte Frau, doch in der ganzen Tragweite schafft der Film es nicht, das rüberzubringen. Völlig unklar ist dem Nichtkenner des Romans, was es eigentlich mit dem Infall und den Zeitungsreportern auf sich hat. Im Film ist vollkommen unklar, aus welchem Grund sich Reporter auf Elizabeth stürzen, ob das nur ein Zufall war oder ob mehr dahinter steckt (in Wirklichkeit ist es ja tatsächlich Roches private Schicksalsgeschichte).
Der Roman „Schoßgebete“ ist schwächer als „Feuchtgebiete“ – und so kann es bei den filmen eigentlich nur genauso sein. Hinzu kommt eben noch, dass der Film irgendwie auf Sparflamme läuft und nie so wirklich zündet.

Schoßgebete
D 2014, Regie: Sönke Wortmann
Constantin, 93 Minuten, ab 16
5/10


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