Hildegards Kräuterdrink

Eines lässt sich über den Smoothie, der am Sonnabend in der Kremmener Nikolaikirche gereicht worden ist, auf jeden Fall sagen: Er war sehr grün. Und unglaublich gesund. Im Mittelalter gab es noch keine fertigen Vitamindrinks aus der Dose, die Leute mussten selbst mixen. Brennnessel, Minze, Zitronenmelisse, Liebstöckel, aber dazu auch noch Birne, Ananas, Feige und Walnussöl.

Bei der Kirchennacht drehte sich alles um Hildegard von Bingen. Aus ihren rund 900 Jahre alten Kochbüchern suchten sich die Kremmener die Rezepte aus. Zum Beispiel eine Wildkräuter- und eine Gemüsesuppe. Und vermutlich stand dort auch der oben beschriebene Kräutermix geschrieben, wenn Frau von Bingen auch ganz bestimmt das Wort „Smoothie“ noch nicht kannte. Er schmeckte – und das wird dich jetzt überraschen – nach Kräutern. Das reingemixte Obst sorgte für eine ganz leichte Süße. Kann man mal trinken, wie auch alle anderen sagten, die gekostet haben. Danach gönnte ich mir trotzdem noch eine Flasche Cola. Gab es die auch schon im Mittelalter?

Oben, auf der Empore, konnten sich die Gäste schröpfen lassen. Das hat Hildegard wohl nicht direkt erfunden, aber sie hat es wohl angewendet, habe ich mir sagen lassen. Man bekommt kleine Gläschen auf bestimmte Stellen am Rücken gelegt. Mit einer Pumpe wird die Luft rausgesaugt, so dass sich kleine Blasen bilden. Das soll nicht weh tun, nur ein wenig ziehen.

Und mittelalterliche Musik gab es auch. Diese Hildegard von Bingen muss ein Tausendsassa gewesen sein. Denn sie schrieb auch Musikstücke, die sich für heutige Ohren sehr mystisch anhören. Mit einem Becher Cola in der Hand, auf der Kirchenbank, verfolgte ich das Treiben, las die „Untertitel“ der latenischen Texte auf meinem Zettel mit. Ein durchaus etwas anderer Kirchenbesuch. Aber auf jeden Fall interessant!


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