Der Direx duzt dauerhaft

Es war eine ziemlich überraschende Begegnung. Die Ortsvorsteherin von Vehlefanz feierte ihren 80. Geburtstag. Ich war als Reporter vor Ort und habe mit verschiedenen Leuten gesprochen, als er plötzlich vor mir stand. „Na, Robert, was machst du denn hier?“, fragte er mich, und natürlich habe ich ihn und vor allem seine Stimme sofort erkannt.
Es war mein alter Schuldirektor, mit ihm habe ich vier Jahre auf meinem Gymnasium verbracht, mit ihm hatte ich eine Zeit lang den Politik-Unterricht. Er hat mir einst mein Abiturzeugnis überreicht. Das ist 16 Jahre her.
Seitdem haben wir uns schon öfter gesehen.
In Vehlefanz war er, weil auch er mit der Jubilarin zu tun hatte. Er war einst Lehrer an der Dorfschule.

Als mein Schuldirektor hat er natürlich einen Sonderstatus. Der drückt sich auch dadurch aus, dass er mich duzt. Immer noch. Sie sieze ihn natürlich. Immer noch, und das wird auch so bleiben.
Das kommt einem einerseits komisch vor, weil wir uns an sich ja gar nicht so nahe stehen. Aber andererseits wäre es albern, wenn er mich plötzlich siezen würde, nur weil wir jetzt nicht mehr im Schüler-Lehrer-Verhältnis stehen.
So war ich plötzlich einige Minuten lang wieder in meine Jugend zurückkatapultiert – oder zumindest in die Erinnerungen daran.


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