Fußball-WM 1974: Frankfurter Wasserschlacht

FR 06.06.2014 | 2.35 Uhr (Sa.) | hr-Fernsehen

Regen. Ein regelrechter Wolkenbruch. Der Rasen im Frankfurter Waldstadion steht unter Wasser. Ein Spielbeginn ist unmöglich.
Wir schreiben das Jahr 1974, in Deutschland ist Fußball-WM, und nichts geht mehr. Die ARD überträgt ein Spiel, das nicht beginnen kann, und es ist auch noch ein Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Das hr-Fernsehen zeigte in der Nacht zu Sonnabend die „Frankfurter Wasserschlacht“. Und bewies mal wieder, dass früher eben nicht alles besser war.
Die ARD zeigte also, wie die Helfer im Stadion verzweifelt versuchen, den Rasen vom Wasser zu befreien. Sogar die Feuerwehr ist gekommen.

Reporterlegende Ernst Huberty kommentierte das Ganze. Das heißt, er versuchte irgendwie, die Zeit zu überbrücken. Viel zu sagen hatte er nicht, er schien mit der Situation hoffnungslos überfordert. Als bekannt wurde, dass das Spiel 30 Minuten später angepfiffen wird, hatte er dann gar keine Lust mehr und sagte, die Regie solle mal weitermachen.
Später zeigte die ARD dann allen Ernstes die Live-Bilder aus dem Stadion und unterlegte sie mit Orchester-Pausenmusik. Würde es heute nicht mehr geben.
Ich habe keine Ahnung, was Huberty zu einer Kommentarenlegende machte. Wenn heute jemand so einschläfernd nüchtern ein Spiel kommentieren würde, wie er, käme er damit nicht gut an.

Und dann gab es noch einen unerhörten Vorfall. Das heißt, 1974 war er noch nicht unerhört, heute gäbe es einen Aufschrei der aufrechten Deutschen.
Als es dann doch losging, stand die deutsche mannschaft nebeneinander auf dem Rasen und hörte sich die Hymne an.
Hörte. Sich. Die. Hymne. An.
Und nicht: Sang mit.
Kein einziger Spieler sang die Hymne mit, einer kaute sogar Kaugummi. Heute wäre das undenkbar, man würde die Spieler rundmachen und macht das ja auch. Solche blöden Empörungswellen scheint es vor 40 Jahren noch nicht gegeben zu haben, und irgendwie war das dann früher wohl doch besser als heute.


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