Fußball-WM – Die Eröffnungsfeier 1974

FR 06.06.2014 | 0.45 Uhr (Sa.) | hr-Fernsehen

Frank Schöbel! Im West-Fernsehen! Einer der größten DDR-Stars durfte ab und zu auch im kapitalistischen Ausland auftreten. Bei der Eröffnungsfeier für die Fußball-WM 1974 zum Beispiel. Da sang er im Waldstadion in Frankfurt/Main: „Freunde gibt es überall auf der ganzen Welt, Menschen die sich gut verstehn und mit dir Tag für Tag eine Straße gehn.“ Das waren ganz neue Töne aus der DDR, denn eigentlich waren die Leute hinter der Mauer doch die Bösen, da konnte doch von Freunden gar keine Rede sein – und schon gar nicht von einer Straße, auf der wir dann gemeinsam jeden Tag herumscharwenzeln.
Aber vermutlich wäre es in der BRD auch nicht gut angekommen, hätte der DDR-Mann von den jungen Pionieren gesungen, die den antifaschistischen Schutzwall bejubeln.

Es war eine der Besonderheiten einer Show, die das hr-Fernsehen am sehr späten Freitagabend wiederholte: die Fußball-WM-Eröffnungsfeier von 1974. Unfassbare 40 Jahre her. Die zweite Besonderheit war übrigens der Beweis, dass früher doch nicht alles besser war. Quälende zwei Stunden dauerte das Schlager- und Folklorespektakel. Brasilianische Tänzerinnen, gewöhnungsbedürftige Gesänge aus Zaire (Kongo). Polnische Volksmusik, bulgarische Folklore. Und so weiter.
Das ist heute, 2014, sehr, sehr anstrengend anzusehen. Und 1974 vermutlich auch schon gewesen. Die Idee, die Leute mit Kultur aus jedem WM-Land zu, ähm, erfreuen, ist zwar nett, erwies sich aber als sehr … nun ja, langwierig.
Vermutlich sind die Eröffnungsfeiern bei heutigen Fußball-WMs deshalb auch sehr viel kürzer. Die Leute wollen doch sowieso nur den Ball rollen sehen und kein Kulturgedöns.


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