Witze vorlesen ist eine Kunst

Infoabend in der Bötzower Bibliothek: Wie Kinder Spaß an Büchern und der Sprache bekommen

MAZ Oranienburg, 23.5.2014

BÖTZOW
Wenn die Kinder der Bötzower Kita „Antons Quasselklub“ besuchen, dann haben sie Spaß. Sie singen, lachen und sprechen. Und ganz nebenbei lernen sie auch, aber das mit so viel Freude, dass sie das vordergründig gar nicht so genau mitbekommen. In Wirklichkeit ist „Antons Quasselklub“ nämlich eine Art Sprachförderung für Kinder, die entsprechende Defizite haben.

Das Konzept ist am Mittwochabend in der Bötzower Bibliothek vorgestellt worden. Bei einem Infoabend ging es darum, wie Kindern der Spaß am Lesen vermittelt werden kann. Vertreter der Bibliotheken, Kita und Schule hatten dazu Eltern eingeladen. Dabei geht es allerdings nicht nur um das bloße Lesen von Büchern. „Lesen zu können ist elementar“, sagte Margot Deetz, die Leiterin der Bibliotheken in Oberkrämer. Ines Röher, die stellvertretende Leiterin der Bötzower Grundschule, stimmt ihr zu. Schließlich seien die Rechenaufgaben in der Mathematik auch in Texte verpackt. Später im Leben müssen Mietverträge schließlich auch ganz genau durchgelesen werden.

Eltern, Lehrer und Erzieher seien gefordert, das immer wieder mit den Kindern zu üben. Die Leseförderung fängt bereits in der Kita an. Saskia Krahn, die Leiterin der Traumzauberbaum-Kita in Bötzow, machte deutlich, dass dabei die Sprachförderung ein sehr wichtiger Bestandteil sei. „Eltern müssen ein sprachliches Vorbild sein“, sagte sie. „Und wir müssen uns da auch immer wieder zusammennehmen.“
Saskia Krahn nannte ein Beispiel. Zeigt ein zweijähriges Kind fasziniert und ohne zu wissen, wie das Ding heißt, auf ein Müllauto, dann reicht es nicht, dass die Eltern das nickend zur Kenntnis nehmen. „Da muss man schon mal sagen: Ja, das ist ein Müllauto.“ Im Idealfall erzählen die Großen den Kleinen dann noch, dass die Müllmänner den Müll abholen. „So bekommt das Kind verschiedene Informationen, die es bei der nächsten Begegnung mit dem Müllauto vielleicht schon abrufen kann“, so Saskia Krahn. Hilfreich sei es auch, altes Liedgut und alte Reime zu bewahren. „Das können alle mitsingen, auch die Mutter und die Oma.“

Später kommen dann die Bücher ins Spiel, anfangs natürlich noch reine Bilderbücher. „Kinder lieben es ganz oft, immer wieder das gleiche Buch anzusehen“, erzählte Bibliothekarin Margot Deetz. „Sie entdecken jedes Mal etwas Neues, das ist sehr faszinierend.“ Es sei auch nicht schlimm, wenn sie Wörter entdecken, die sie noch nicht kennen. „Das Schöne ist: Dann können Kinder und Eltern darüber sprechen“, so Deetz. Auch sollten gegenüber Comics keine Berührungsängste bestehen, wie ihre Kollegin Claudia Adler von der Bötzower Bücherei sagte. Schließlich müssen die Sprechblasen auch gelesen und in Zusammenhang zu den Bildern gesetzt werden. „Das müssen die Kinder ebenfalls erst lernen.“ Selbst Witzbücher laut vorzulesen, sei eine Leistung, so Margot Deetz. „Die Witze so vorzutragen, dass die Zuhörer sie verstehen und darüber lachen, ist eine Leistung.“ Nach und nach kämen dann Bücher mit längeren Texten ins Spiel. „Beim Lesen geht es auch immer um Konzentration, darum, sich länger mit einer Sache zu beschäftigen“, sagte Margot Deetz.

Zu der Veranstaltung am Mittwochabend kamen allerdings nur sieben Gäste, und das obwohl in den Kitas und Schule Reklame dafür gemacht wurde und laut der Veranstalter durchaus Bedarf in Sachen Sprach- und Leseförderung bei den Kindern besteht. Die Eltern müssten sich in der Hinsicht ausführlich mit ihren Kindern beschäftigen, so die Meinung aller.


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