Marina Mander: Meine erste Lüge

Mama will heute nicht aufstehen. Luca ist zehn und macht sich erst mal keine Gedanken. Geht er eben allein zur Schule, das geht schon mal so. Als Luca aber wieder nach Hause kommt, liegt Mama immer noch im Bett. Ganz ruhig liegt sie da.
Mama ist tot.
Luca beschließt, das keinem zu erzählen. Er will es für sich behalten, dass Mama dort in ihrem Bett liegt und nicht mehr aufsteht.
Luca beschließt, ein Singleleben zu führen. Es führen ja schließlich viele Leute ein Singleleben. Aber das ist schwieriger, als er dachte. Schließlich geht ihm irgendwann das Geld aus, und die Katze will auch ihr Futter. Und dann, ja, dann… In der Wohnung beginnt es, sehr streng zu riechen. Aber Luca denkt nicht daran, sein „Singleleben“ aufzugeben. Er ahnt, was passiert, wenn alles rauskommt.

Die Geschichte, die Marina Mander erzählt, ist erschütternd, herzzerreißend. Es ist Lucas allererste, wirkliche Lüge. Und sie ist so allumfassend, dass er scheinbar da nicht mehr raus kommt. Weil er nicht verstehen will, was da passiert ist. Weil er es nicht wahrhaben will. Weil er ahnt, wie das alles weitergeht, wenn Mama gefunden wird. Und seine mama will er doch auch nicht einfach so aufgeben.
Die Autorin versucht sich in die verletzliche Seele des Jungen hineinzudenken, und das ist ihr gelungen. So sehr, dass man den Atem anhält, die Bestürzung steigt, um so länger es dauert. Irgendwann ist die Hilfslosigkeit des Jungen immer größer, aber er denkt nicht dran, aufzugeben. Loszulassen.
Eine traurige Geschichte voller Wucht. Und doch so leise und liebevoll.

Marina Mander: Meine erste Lüge
Piper, 189 Seiten
8/10


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