William Kotzwinkle: Ein Bär will nach oben

Hal Jam hat ein Buch geschrieben, das die Welt verzückt: „Schicksal und Sehnsucht“. Die Kritiker jubeln, und der Roman verkauft sich blendend. Hal Jam wird interviewt, reist von Talkshow zu Talkshow. Dass er ein wenig seltsam ist, merkwürdige Eigenheiten hat und manchmal gerade angsteinflößend ist – das nehmen die Leute zwar wahr, aber Hal ist ja schließlich ein Promi, ein Autor. Und Autoren sind eben manchmal wunderlich.
Allerdings: Hal Jam ist kein Autor. Er ist auch kein Mensch. Hal Jam ist ein Bär. Ein Bär, der eine Tasche im Wald findet, in der sich ein fertiger, aber nicht veröffentlichter Roman befindet. Er nutzt die Chance und geht raus in die Welt.

„Ein Bär will nach oben“ erzählt auf sehr besondere Weise von einem besonderen Ereignis. William Kotzwinkle berichtet darüber, was der Bär erlebt, der mehr und mehr zum Menschen zu werden scheint. Aber andererseits erfahren wir auch, was aus dem Autoren wird, dem das Manuskript abhanden kommt – und sich scheinbar zum Bären verwandelt.
Die Story ist durchaus wunderlich, aber sehr schön aufgeschrieben. Wie der Bär durchs Menschenleben und tappst und die Eigenarten der Zweibeiner aufschnappt, ist toll zu lesen. Auf poetische Weise erzählt Kotzwinkle von einem Medienaufsteiger, der sich scheinbar alles erlauben kann – und dem die Leute auch noch glauben, als er eigentlich schon längst aufgeflogen ist.

William Kotzwinkle: Ein Bär will nach oben
ro ro ro, 271 Seiten
7/10


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