„Eine helle Aufregung war das“

Heiderose und Detlef Reckin über ihre Zeit als Prinzenpaar beim Kremmener Karneval

MAZ Oranienburg, 3.3.2014

KREMMEN
Der Karneval-Club Kremmen hat in diesem Jahr ein besonderes Prinzenpaar: Heidi II. und Detlef, der 50. Dahinter verbergen sich Heiderose (57) und Detlef Reckin (59). Sie ist die Tochter des Vereinsgründers, er ist der Stadtverordnetenvorsteher von Kremmen.

Sie beide als Prinzenpaar. Wie kam’s?
Heiderose Reckin: Der Verein feiert in diesem Jahr die 50. Saison, und mein Vater Heinz Herrmann hat ihn damals gegründet.
Detlef Reckin: Und vor einem Jahr habe ich zum Vereinschef Reiko Meißner gesagt: „Denkt euch mal zum Fünfzigsten etwas Besonderes aus!“ Und ich gebe zu – ich hatte da schon eine Idee.

Mussten Sie Ihre Frau dazu überreden?
Detlef: ( grinst )
Heidi II.: Ich war am Anfang dagegen, ich wollte das erst nicht, aber dann fand ich es doch ganz reizvoll.

Das Kleid sieht toll aus, haben Sie sich das extra gekauft?
Heidi II.: Ja, ich habe mir die Kleider der vergangenen Jahre angesehen und mir etwas Entsprechendes ausgesucht. Die Farbe Rot habe ich gewählt, weil sie zu den Vereinsfarben passt – Rot-Weiß! Das Kleid ist übrigens beinahe nicht pünktlich zum Karnevalsstart angekommen. Wir mussten es von der Post suchen lassen. Wir haben es am 14. November aus dem Postlager in Berlin abholen müssen, am 15. haben wir es ändern lassen, am 16. ging es los.
Detlef: Eine helle Aufregung war das!

Wer wusste vorher davon, dass Sie beide das Prinzenpaar sind?
Heidi II.: Nur der Vorstand war eingeweiht!
Detlef: Ich fand es erstaunlich, dass es vorher nicht rausgekommen ist. Ich war zwei Tage vor dem Saisonauftakt beim Friseur und bin gefragt worden. Nach dem Motto „Na, Sie wissen doch bestimmt …!“ Ich habe geschwiegen. Unseren ersten Auftritt hatten wir dann am 16. November beim Umzug durch die Stadt.
Heidi II.: Da haben die Kremmener ganz schön gestaunt. Obwohl das erst mal gar keiner mit meinem Vater und dem Jubiläum in Verbindung gebracht hat.

Ihr Vater hat den KCK damals gegründet, haben Sie viel vom Karneval mitbekommen?
Heidi II.: Na klar, ich war Funke und habe auf der Bühne mitgetanzt, bis ich nach Schwerin zum Studium ging. Mitte der 70er- Jahre war ich schon mal Prinzessin, deshalb heiße ich ja auch Heidi II.
Hat sich seit damals viel verändert?
Heidi II.: Es sind viel weniger Mitglieder im Verein. Damals waren alle dabei. In Spitzenzeiten hatten wir pro Jahr 38 Veranstaltungen, davon allein acht in Kremmen. Von November bis zum Ende jeden Freitag und Sonnabend, außerdem die gesamten tollen Tage vor Aschermittwoch.
Detlef: Fast immer waren sie ausverkauft. Wir hatten Auftritte sogar in Zehdenick, Nauen oder Brandenburg.

Warum ist das heute anders?
Detlef: Damals war das Angebot ja noch nicht so groß.
Heidi II.: Und der Reiz war ein anderer. In der DDR durfte man nicht alles sagen, man musste die Reden vorher prüfen lassen, oft wurden sie zensiert. Aber manchmal sind danach gewisse Stellen doch wieder reingeschrieben worden.

1977 ist Ihr Vater gestorben. Ist von seinem Einfluss noch was übrig geblieben?
Heidi II.: Heute kaum noch. Damals galten teilweise recht straffe Regeln. Die Funken durften zum Beispiel vor ihren Auftritten nicht im Saal rumlaufen. Sie mussten in der oberen Etage des Klubhauses warten, bis sie dran sind. Heute ist alles lockerer, das ist der Wandel der Zeit.

Und es steckt viel Arbeit drin.
Detlef: Hut ab vor den Menschen, die sich ein halbes Jahr lang jedes Wochenende so viel Arbeit machen. Es ist auch in diesem Jahr wieder ein ganz fantastisches Programm.
Heidi II.: Es sind alle mit viel Herzblut dabei. Nach der Wende hieß es öfter, dass es wohl bald vorbei sei mit dem Verein. Aber so ist es nicht, die guten Karnevalsvereine sind alle noch da, auch wenn es für sie schwieriger geworden ist.

Sie haben vorhin das Klubhaus am Markt angesprochen. Dort fanden früher die großen Festsitzungen statt. Jetzt steht es leer.
Detlef: Es wird kaum jemanden geben, der das nicht bedauert.
Heidi II.: Dort fanden die besten Karnevalsveranstaltungen statt. In der Stadtparkhalle ist der Charme nicht aufzubringen, auch die Akustik ist schwieriger.

Wird sich im Klubhaus noch was tun?
Detlef: Die Denkmalschutzauflagen für den Saal sind so enorm, dass jeder private Investor erst mal zurückschreckt. Wir brauchen ein Nutzungskonzept, das funktioniert, und es gibt momentan intensive Überlegungen.

Heute ist Rosenmontag, das Ende der Saison naht. Ist das schade?
Detlef: Jein. Es hat wirklich Spaß gemacht, aber jetzt sind wieder andere Aufgaben wichtig.
Heidi II.: Mir hat das wahnsinnig viel Spaß gemacht. Wenn man da oben steht, dann hat es mich doch immer sehr ergriffen. Aber es ist natürlich auch eine anstrengende Zeit.
Detlef: Ich kann nur alle Mädels und Jungs dazu aufrufen, sich für das Prinzenpaar in Kremmen zu melden. Das ist eine tolle Sache!

Früher war Rosenmontag auch hier in der Region noch mehr los, oder?
Detlef: Das war immer das Größte, die Feier ging bis Dienstagmorgen.
Heidi II.: Danach gingen wir um 3 Uhr zum Bäcker und fuhren dann, ohne geschlafen zu haben, mit dem Zug zur Arbeit.


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