Bombe Nr. 176 – Diesmal war alles anders

Die 176. Bombenentschärfung nach der Wende in Oranienburg. Wir sind dran gewöhnt, wir nehmen die Evakuierungen hin und hoffen, dass wieder alles gut geht.
Diesmal aber war alles ein bisschen anders.

Diesmal hatten wir die Bombensprengung von Lehnitz im Hinterkopf, bei der ein ganzes Haus zerstört worden ist. Diesmal lag die Bombe im Lindenring nur wenige Meter von zwei Wohnblöcken und einigen Neubauten entfernt. Niemand wusste genau, was passieren würde, wenn’s knallt.
Die Stimmung war also angespannter als sonst. Lange mussten wir warten, bis der Sperrkreis endlich freigegeben war. Viele Ältere mussten aus ihren Wohnungen geholt werden, alles verzögerte sich.
Dann, um 12.58 Uhr, der Knall. Und das Warten auf die Freigabe.

Im Kaufland war unterdessen die Hölle los. Es schien, als ob sich halb Oranienburg während der Evakuierungsaktion im Einkaufszentrum getroffen hat. Irgendwo müssen die 12.000 betroffenen Menschen ja hin. Auch im Havelpark in Dallgow-Döberitz waren viele Oranienburger anzutreffen, so erzählte mir ein Kollege.
Aber nicht nur dort. Zwischen der Sprengung und der Freigabe des Sperrkreises bildeten sich am frühen Nachmittag rund um die Sperrzone viele provisorische Parkplätze. In der Saarbrücker Straße warteten viele Autofahrer darauf, dass endlich die Lehnitzstraße Richtung Innenstadt freigegeben wird. Auch die Robert-Koch-Straße war zeitweise zugeparkt, Dutzende wollten endlich ins Neubaugebiet.
In der Lehnitzstraße hatte ein Polizist erstaunlicherweise die Zeit und Muße, auf den grünstreifen Parkende darauf hinzuweisen, dass sie ja dort nicht parken dürfen.

Andere Wartende kreisten mit ihren Wagen wie ein Satellit um die gesperrte Zone herum. Ich wartete in einer Seitenstraße in Lehnitz, und ich war da nicht der Einzige. Dieses Mal war Geduld gefragt. Mehr als zwei Stunden vergingen, bis endlich die befreiende Sirene ertönte. Das mag vielen zu lange gedauert haben, aber die Sicherheit geht vor, das sollten wir nie aus den Augen verlieren. Und vor allem nicht den Dank an alle Helfer.


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