heute-journal: Gabriel vs. Slomka

DO 28.11.2013 | 21.45 Uhr | ZDF

Endlich ist mal Leben in der polischen Bude! In einer Zeit, in der die SPD-Spitze Friede, Freude und auch Eierkuchen rund um die geplante Große Koalition propagiert, es in vielen Ortsvereinen davon aber nicht viel gibt, kam das Streitgespräch zwischen Sigmar Gabriel und Marietta Slomka im „heute-journal“ ganz recht.

Der Schlagabtausch am Donnerstagabend stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Slomka wollte wissen, ob denn die Stimmung in der SPD tatsächlich pro Große Koalition sei, wo man doch immer so viel anderes höre. Gabriel gab den Unwissenden und teilte Slomka mit, dass doch alles tuttipaletti sei.
Die ZDF-Frau ging daraufhin zum Angriff über, brachte einen Staatsrechtler ins Spiel, der anmerkt, dass es widerrechtlich sein könnte, die Abgeordneten so zu beeinflussen. Gabriel fand das Quatsch, und er konnte auch knallhart sagen, warum – weil es nicht um die Abgeordneten ginge, sondern um die Parteispitze.

Dummerweise war es da aber mit Marietta Slomkas Gelassenheit dahin, und der Talk steuerte in eine Richtung, die in jedem Interviewseminar an Journalistenschulen für Kopfschütteln sorgen wird. Zickig bestand sie darauf, dass doch Gabriel diese Vorwürfe nicht wegwischen könne – obwohl er zu diesem Zeitpunkt ruhig und recht präzise erklärt hat, warum er so denkt, wie er denkt.

Das Gespräch im „heute-journal“ sorgte für Wirbel. CSU-Chef Seehofer fühlt sich mal wieder bemüßigt, sich beim ZDF zu beschwereren, weil man seinem armem Koalitionspartner Böses getan hat, weil ein Journalist mal keine lieben Fragen gestellt hat.
Dabei muss sich ein Politiker auch das mal gefallen lassen, oder beschwert sich Seehofer auch jedes mal über die schroffe Art von CDU-Mann und Journalist Michel Friedman?
Nichtsdestotrotz muss sich auch Marietta Slomka sagen lassen, dass das Interview nicht gerade eine Glanzstunde von ihr war. So unbeholfen und leicht zickig auf Gabriel zu reagieren, hätte nicht sein müssen. Das darf schon alles ein bisschen souveräner zugehen.

Siegmar Gabriel sieht das Ganze – nach außen hin – übrigens schon wieder gelassener. In der Talkshow „3 nach 9“ im radiobremen tv sagte, so was komme schon mal vor, und man müsse das nicht überbewerten. Vielleicht sollte er das auch mal dem Seehofer sagen…


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Kommentare

8 Antworten zu „heute-journal: Gabriel vs. Slomka“

  1. BuggaDude

    „(…) obwohl er zu diesem Zeitpunkt ruhig und recht präzise erklärt hat, warum er so denkt, wie er denkt.“

    Ruhig wirkte er nicht, im Gegenteil. Seine Wortwahl und seinen Ton am Anfang empfand ich als unverschämt arrogant, wohl weil er überfordert und nervös war. Beide haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber in meinen Augen kam Slomka dadurch, dass sie zu Beginn in der Defensive stand, menschlicher rüber – nicht inhaltlich (das war konfrontativ), aber formell.

  2. RT

    Ja, Gabriel hat am Anfang die Antistimmung geleugnet. Da lag er ja nicht ganz richtig, um es vorsichtig zu formulieren.

  3. menosonce

    mich würde interessieren, ob die frau vom sender ein paar auf den sack bekommen hat – wegen impertinenz

  4. RT

    Wenns danach ginge, müsste Friedman schon Beulen haben.

  5. ThomasS

    Ich hatte den Eindruck, die Slomka genießt es, ein bisschen zu sticheln. Grundsätzlich ist es wohl geradezu ein Highlight für jeden Journalisten, wenn sein Interviewpartner die Fassung verliert. Man nagle mich nicht fest, aber ich glaube, es war Waldemar Hartmann, der sich nach seinem legendären „Weißbier-Interview“ mit Rudi Völler in diesem Sinne geäußert hat.

    Immerhin: Das Video steht mit mehr als 400.000 Aufrufen ganz oben auf der Youtube-Startseite.
    Wann hat das eine TV-Sendung zuletzt geschafft, namentlich eine öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung. Was will man mehr!

    Eine bessere Werbung können sich die Parteien doch gar nicht wünschen! In der Haut von Frau Slomka möchte ich allerdings momentan auch nicht stecken …

  6. RT

    Der Vergleich Hartmann/Slomka hinkt ein bisschen.
    Der Unmut von Rudi Völler richtete sich ja nur indirekt gegen Hartmann, und Hartmann bestand dann nicht auch auf sein Recht und verhielt sich sehr viel souveräner.

  7. ThomasS

    Vergleichen wollte ich das gar nicht.
    Seine Äußerung hat mir nur eine neue Erkenntnis vermittelt.
    Bis dato hatte ich vermutet, dass ein Journalist übelst unter Stress gerät, wenn ein Interview die üblichen Bahnen verlässt.
    Dass denen eine solche Situation sogar Spaß macht, hätte ich nicht gedacht.

  8. RT

    Mal mehr, mal weniger, würde ich sagen.

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