SO 27.10.2013 | 20.15 Uhr | Das Erste
Schon wieder so ein „Tatort“! Das Echo bei Twitter und Co. war am Sonntagabend ziemlich eindeutig. Der Münchener Fall „Aus der Tiefe der Zeit“ sorgte bei vielen Menschen für Kopfschütteln. Eine wirre Story, eine seltsame Optik mit ruckartigen Zooms und ewigen Schnitten. Dazu überflüssige, sekundenschnelle Zwischenbilder – ach, und habe ich die wirre Story schon erwähnt?
Der BR hat sich für den jüngsten „Tatort“ den Regisseur Dominik Graf angeheuert. Graf wird von den Kritikern gefeiert, vom Publikum aber oft ignoriert. Vermeintliche Serienhits wie „Im Angesicht des Verbrechens“ werden vorab in der Presse bejubelt, aber vom Fernsehvolk geschmäht.
Beim „Tatort“ ist das anders. Denn das ist ja der „Tatort“, und sonntags gucken um die zehn Millionen Menschen eben jenen „Tatort“, egal, was passiert. Egal, wie doof der ist.
Ein echtes Phänomen, das die ARD ausnutzt. Glücklicherweise ausnutzt. Die Krimischreiber könnten es sich einfach machen und angesichts des Megaerfolges ihre herkömmlichen Geschichten abspulen. Mord. Ermittlung. Verhaftung. Ende.
Aber die ARD geht den schweren Weg und mutet den Millionen Zuschauern auch mal nicht so einfache Kost zu. Abseitige Geschichten. Ungewöhnliche Erzählarten. Optik abseits vom Bekannten.
Das kommt natürlich nicht immer gut an, kann es ja auch nicht. Aber selbst wenn sich die Menschen darüber aufregen: Sie beschäftigen sich damit und warten ab, was denn da nächsten Sonntag wieder auf sie zukommt. Sie lassen sich darauf ein.
So was geschafft zu haben, eine Marke im Programm zu haben, mit der man sich auch mal was trauen kann, mit der man auch zwischendurch mal scheitern kann, das ist ein echter Verdienst der ARD. Ein wahrer Schatz.
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