„Ich freue mich auf das E-Book“

20 Jahre Bibliothek in Vehlefanz: Margot Deetz spricht über die Zukunft des Buches, über Bestseller und Konstantin Wecker

MAZ Oranienburg, 11.10.2013

VEHLEFANZ
Seit 20 Jahren leitet Margot Deetz die Bibliothek in der Vehlefanzer Nashorn-Grundschule. Die Jubiläumswochen sind zu Ende. Jetzt geht es in den Alltag zurück, aber auch der ist aufregend genug.

MAZ: Hier stehen so viele Bücher. Sind die für die Kinder überhaupt noch spannend?
Margot Deetz: Ja, auf jeden Fall! Dieses Wetter da draußen, das ist meine Zeit! Dann sind die Kinder alle hier drinnen. Bücher, die abgegeben wurden, liegen dann gern mal noch auf der Theke, und schon beginnen sie, darin herumstöbern. Außerdem gibt es ja inzwischen viele witzige Kinderbücher. Die sehen sie sich an und nutzen sie für die Vorlesewettbewerbe, die ja jedes Jahr stattfinden.

Die Bibliothek befindet sich in der Schule. Ist das ein Vorteil?
Deetz: Auf jeden Fall! Ich möchte in Zukunft auch noch mehr in die Klassen reingehen und für die Bibliothek werben. Man muss präsent sein und zeigen, was man hat.

Hat sich denn das Leseverhalten in den vergangenen 20 Jahren stark verändert?
Deetz: Gerade bei den Erwachsenen gibt es viele Nachfragen wegen der E-Books, da arbeiten wir dran und kooperieren wie alle hauptamtlich geleiteten Bibliotheken mit der Oranienburger Bücherei. Wir geben uns Mühe. Wir haben inzwischen auch ein gutes Angebot an DVDs, die gehen irre, und das muss man einfach akzeptieren. Auch die Nintendo-DS-Spiele gehen alle weg. „Lillifee“ genauso wie das Mathetraining.

Was halten Sie denn von den E-Books? Besser als richtige Bücher aus Papier?
Deetz: Das will ich unbedingt, aber nicht sofort. Ich warte erst mal ab, welches System wir hier bei uns einführen. Ich bin ja jetzt im Brillenalter, und mich begeistern die technischen Möglichkeiten. Ich kann die Schriften vergrößern und habe Licht. Ich freue mich darauf und warte darauf.

Es gab vor ein paar Jahren den Harry-Potter-Hype. Gibt es jetzt etwas Ähnliches?
Deetz (greift hinter sich ins Regal): Jetzt gibt es zum Beispiel „Gregs Tagebuch“, das ist eine interessante Mischung aus Comic und Text. Die Überheblichkeit Comics gegenüber habe ich mir abgewöhnt. Meine Kinder haben Garfield-Comics gelesen. Im Auslandsurlaub sahen wir dann mal einen Film mit Untertiteln. Meine Kinder sind damit klargekommen, ich hatte Schwierigkeiten. Ich denke, Comics fördern die Zweigleisigkeit, also lesen und schauen.

Ich sehe, da hinter Ihnen steht eines der „Shades of Grey“-Bücher. Darin soll es ja mächtig abgehen.
Deetz: Die Leute fragen danach. Ich muss ja nicht alles lesen, was wir hier zu stehen haben. Da lasse ich die Arroganz mal fröhlich stecken. Ich kaufe, was sich die Leute wünschen und was mein Budget hergibt.

Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Deetz (überlegt): Ich mag „Der Alchimist“ von Paolo Coelho. Aber da gibt es noch mehr ( steht auf, holt etwas aus einem Regal auf der anderen Seite des Raumes ). In „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky geht es um den Schulalltag. „Am Rande der Haut“ von Iris Paul-Feußner hat mich tief beeindruckt, sie schreibt über die Zivilisationskrankheit, bei der mit Essen alle Sorgen kompensiert werden.

Und wie geht es weiter mit dem Medium Buch?
Deetz: Das ist immer in Entwicklung. Da habe ich auch etwas ganz Neues (steht wieder auf, holt etwas aus einem Regal). Ein Vogel-Bestimmungsbuch und einen Stift. Und wenn ich auf ein Zeichen neben der Abbildung des Vogels mit diesem Stift gehe, dann hört man die passenden Geräusche. Genial! Oder auch Bücher mit CDs. Da bin ich ganz gierig drauf! Ich denke, so kann man die Kinder motivieren, zu lesen und zu lernen.

Die Jubiläumsfeiern zum 20. Geburtstag der Bibliothek sind zu Ende. Was war der Höhepunkt?
Deetz: Mein Anspruch war, dass etwas bleibt. Ich habe gemeinsam mit den Schülern eine Chronik der Bibliothek zusammengestellt. Der schönste Augenblick für mich war das Konzert mit Gerhard Schöne in Eichstädt.

Welche Ziele stehen nun an?
Deetz: Wir haben den Bibliothekskatalog im Internet, den wollen wir ausbauen auf die aktuelle Opac-Version, mit der die Oranienburger Bibliothek arbeitet. Ich bin dankbar, dass ich die Verwaltung von Oberkrämer auf meiner Seite weiß. Wenn ich gut begründen konnte, wenn ich Mittel brauchte, habe ich sie bekommen. Wir wollen ein Maskottchen für die Bibliothek, vielleicht einen Lesefuchs.

Wollen Sie mal wieder Promis herholen?
Deetz: 1993 war ich größenwahnsinnig und wollte Konstantin Wecker. Den habe ich kürzlich auf der Zitadelle Spandau erlebt. Ihn haben die Jahre geprägt, das passt nicht so hierher. Wir wollen bald mehr Kinderveranstaltungen machen, das habe ich mir vorgenommen.


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