Franck (Pierre de Ladonchamps) sitzt versteckt im Busch. Er sieht es in der Dämmerung ganz genau. Ein Mann ertränkt im See einen anderen Mann. Dann geht er seelenruhig an den Strand, zieht sich an und geht weg.
Franck ist schockiert. Und fasziniert. Der Mann, der gerade einen Mord gegangen hat, ist Michel (Christophe Paou), und Franck steht auf ihn. Und tatsächlich: Spätestens zwei Tage später läuft was. Franck will mehr, aber Michel will nur Sex. Aber die Polizei ist auch schon vor Ort, die Ermittlungen laufen.
“Der Fremde am See” ist ein sehr leiser Thriller, aber die Ruhe macht ihn so stark. Regisseur und Drehbuchautor Alain Guiraudie konzentriert seinen Film auf einen einzigen Ort: Ein glasklarer See mit einem Kieselsteinstrand und einem Wäldchen dahinter. Ein Cruisinggebiet, es sind nur Männer dort. Männer, die auf den schnellen Sex und auf mehr hoffen. Eine Tatsache, mit der im Film mitunter sehr offen und explizit umgangen wird.
Franck scheint blind vor Verliebtheit zu sein, er blendet die Gewalttat völlig aus, und das droht ihm zum Verhängnis zu werden. Da völlig unklar ist, wie diese Geschichte sich entwickelt, ist sie stellenweise sehr spannend, auch wenn man sich manchmal an den Kopf fasst, weil Franck so naiv zu sein scheint. Er verliert völlig das Wesentliche aus dem Blick, er lügt den Ermittler an, nur um den Typen zu schützen, der zwar ein Monster ist, auf den er aber nun mal steht.
Der Film kommt völlig ohne Musik aus, stattdessen hört man oft die Windgeräusche der Bäume und Sträucher übermäßig laut. Nur das blöde Ende hätte nicht sein müssen.
Der Fremde am See
Frankreich 2012, Regie: Alain Guiraudie
Alamode Film, 97 Minuten, ab 16
8/10
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