Es dreht sich alles ums Nashorn

Vor 20 Jahren ist die Vehlefanzer Grundschule eröffnet worden / Hubert Gediga erinnert sich und blickt voraus

MAZ Oranienburg, 18.9.2013

VEHLEFANZ
In diesen Tagen feiert die Vehlefanzer Nashorn-Grundschule ihren 20. Geburtstag. Seit Anfang an dabei ist Schulleiter Hubert Gediga.

Erinnern Sie sich noch an den Umzug 1993?
Hubert Gediga: Ja. Damals sind 182 Kinder aus der alten Schule in die neue gezogen. Sarah Nitz aus der 1. Klasse bekam den Schlüssel und hat das Haus feierlich eröffnet. Kinder, Eltern und die ganze Dorfgemeinschaft stürmten hinein. Damals gab es auf dem Gelände nichts als die Schule, sie stand mitten auf dem Feld. Das war schwierig zu rechtfertigen, aber es war ja eine Investition in die Zukunft. Aula und Turnhalle kamen später. In der Einheitseuphorie sind blühende Landschaften versprochen worden. Wenn man die erleben wollte, dann hier. Die baulichen Voraussetzungen waren top.

Das konnte man ja von der alten Schule nicht behaupten.
Gediga: Da gab es 24 Kachelöfen und ein Plumpsklo. 1988 hat die Baubehörde es schon gesperrt, nur mit einer Sondergenehmigung konnten wir weitermachen. Die nächste Schule in der DDR wäre in Vehlefanz gebaut worden, im Herbst 1989 sollte Baubeginn sein, das ist dann auf das Frühjahr 1990 verschoben worden. Aber da gab es ja die DDR in der Form nicht mehr.

Es hat noch drei Jahre gedauert.
Gediga: Wir haben in Oberkrämer einen Schulzweckverband gegründet, erster Chef war Karsten-Peter Schröder, damals der Bürgermeister in Bärenklau. Wir wollten was Sinnvolles auf die Beine stellen. Als beim Bau das Geld ausging, übernahm der Landkreis die Bauherrschaft. Am 2. Oktober 1993 ist die Schule dann übergeben worden.

Und was hat es mit dem Nashorn auf sich?
Gediga: Als die Schule eingeweiht worden ist, schenkten mir die Architekten ein Holznashorn. Das fand ich niedlich. (Tritt ans Fenster, zeigt raus.) Schauen Sie mal, der Vorbau sieht ein wenig aus wie ein Nashorn. Da, die Fenster, die sehen ein bisschen aus wie die Augen. So haben mir das auch die Architekten erzählt.

Später wurde es dann offiziell?
Gediga: Im Oktober 2003, als die Schule zehn Jahre alt wurde, haben wir eine Umfrage unter den Kindern gemacht. Bis dahin hießen wir „Neue Schule Vehlefanz“. Wir wollten keine Person als Schulnamen haben, es sollte was kindgerechtes sein. Drei Viertel entschieden sich in der Umfrage für die Nashorn-Grundschule.

Ist doch nett, oder?
Gediga: Sie glauben gar nicht, was man mit Nashörnern alles machen kann! In der Jubiläumswoche dreht sich alles nur darum.

Haben sich die Schüler in 20 Jahren verändert?
Gediga: Oh ja! Zu meiner Zeit hat mir Opa erklärt, wie die Welt funktioniert. Jetzt ist es umgekehrt. Der Zehnjährige erklärt dem Opa die heutige Technik. Auch im Verhalten stellen wir Unterschiede fest. Eltern werden immer später Eltern. Oft sind die Kinder zu Hause kleine Stars, und das soll ja auch so sein. Dann aber kommen sie in die Schule und sind nicht mehr Platz 1, sondern einer unter 18 anderen. Das ist für viele Kinder dann schwierig. Auch hat der Anteil der alleinerziehenden Eltern stark zugenommen. Wir müssen damit leben, dass zu Hause immer seltener ein Elternpaar lebt. Auch wir sind da ganz anders in der Verantwortung.

Und der Unterricht?
Gediga: Heute ist es nicht mehr wichtig rauszufinden, wann Napoleon nach Russland gegangen ist, das steht alles im Netz. Die Art des Wissenserwerbes hat sich verändert. Unsere Möglichkeiten, die Medien zu nutzen, sind anders. Nicht besser, sondern anders. Wir müssen versuchen, das zu steuern. Wobei wir natürlich nicht wissen, womit sie sich zu Hause beschäftigen. Ich sage immer zu meinen Kollegen: Ihr müsst Möglichkeiten finden, dass euch die Kinder zuhören. Da gibt es ganz unterschiedliche Lernansätze.

Oberkrämer muss bis 2014 noch einmal eine halbe Million Euro investieren, um beispielsweise die Holzfassade zu sanieren.
Gediga: Die Schule wurde zu einem Zeitpunkt gebaut, als Umwelt und Wärmehaushalt eine untergeordnete Rolle spielten. Die Architekten konnten sich austoben. Jetzt entspricht das nicht mehr den Anforderungen. Durch das Holz entweicht die Wärme, wir haben extrem hohe Heizkosten.Das zu erneuern, kostet eine Menge. Es soll aber auch was kosten, es muss schließlich wieder mindestens 20 Jahre halten. Wir sind dankbar, dass die Gemeinde bereit ist, da zu investieren. Die Unterstützung für uns ist immer da.


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