Uwe Tellkamp: Der Turm

Dresden in den 80ern. Dass die DDR nicht mehr lange existieren würde, das konnte damals noch keiner wissen.
Der Staat verfällt zusehens, selbst das Villenviertel in Elbflorenz verkommt mehr und mehr.
Richard ist Arzt in einer Klinik und muss mit der Mangelwirtschaft klarkommen – und mit einer Lebenslüge. Er hat seit vielen Jahren eine Affäre und Kinder und der fremden Frau. Sein Sohn Christian lernt unterdessen das Innenleben der NVA kennen – in seiner vollen Härte. Dabei möchte er eigentlich Arzt werden, aber für das Studium muss er für drei Jahre zur Armee. Meno ist Lektor in einem Verlag und lernt dabei auch die Reicheren und Schöneren kennen, verfängt sich jedoch auch immer mehr im System.

Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ gilt als der Schlüsselroman über die DDR. Er erhielt dafür diverse Preise. Und in der Tat gelingt es ihm auf nicht ganz 1000 Seiten die letzten Jahre des SED-Staates in vielen seiner Facetten offenzulegen. Was passierte in der Gesellschaft? Das Gesundheitssystem. Die Armee. Die Infrastruktur. Die Wohnungswirtschaft. Städtebau. Politik und Repressionen, natürlich die Stasi und der Polizeiapparat.
Inhaltlich ein hervorragender Stoff. Die Art, wie das aufgeschrieben ist, ist extrem unterschiedlich. Da gibt es mitreißende Kapitel mit spannenden Dialogen und Begegebenheiten. An anderen Stellen doziert Tellkamp seitenlang und nahezu absatzfrei. Man möchte fast sagen: blabla. Rauscht am Leser vorbei. Schon die Ouvertüre auf den ersten Seiten ist harter Tobak, den man gern mal überblättert.
Das Buch ist schwere Kost, und nicht nur, weil es so dick ist. Ein Roman zwischen Spannung und Qual, nicht nur inhaltlich. Schade, für mich ist „Der Turm“ lange nicht der Roman.

Uwe Tellkamp: Der Turm
Suhrkamp, 977 Seiten
5/10


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Kommentare

Eine Antwort zu „Uwe Tellkamp: Der Turm“

  1. a-rest

    Hast das Buch gut beschrieben.
    Ich hab dann einfach die seitenlangen Ausführungen über Klinik , etc oft überblättert,
    denn wie sonst soll man 1000 Seiten schaffen.

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