Neues Liedgut zum 60. Geburtstag

Der Posaunenchor Kremmen feiert am kommenden Wochenende sein großes Jubiläum / Mitglieder zwischen 16 und 78 Jahren

MAZ Oranienburg, 10.9.2013

KREMMEN
Takt 27. Der ist schwierig. „Da kamen wir zu spät“, bemerkt eine der Mitspielerinnen im Kremmener Posaunenchor. Und das, obwohl die Stelle im Lied extra markiert worden ist.
Es ist Dienstagabend. Aus dem Gemeindehaus an der Nikolaikirche wabern die Klänge von den Bläsern. „Lobet den Herrn“ erklingt auf dem Kirchplatz. Die 21 Mitglieder des Posaunenchors kommen einmal pro Woche zusammen, um Stücke aus ihrem Repertoire zu üben. Am kommenden Wochenende haben sie ein Mammutprogramm vor sich. Der Anlass ist ein freudiger: Der Chor feiert seinen 60. Geburtstag.

Es war 1953, als sich in der evangelischen Kirchengemeinde in Kremmen der Posaunenchor gründete. Pfarrer Hans Werner Schulz war der erste Leiter.

Der Älteste in der Gruppe ist Alfred Jahns. Der 78-Jährige spielte bereits seit 1951 im inzwischen nicht mehr existierenden Posaunenchor Hohenbruch. „Ich gehöre hier zum alten Eisen“, sagt er und schmunzelt. Die ersten Instrumente besorgten sie sich einst über Partnergemeinden in Westdeutschland. Jahns spielt Tenorhorn. „Das habe ich damals extra gelernt.“ Eigentlich wollte er schon lange aufhören, nach 60 Jahren sollte Schluss sein. „Aber ich hänge einfach an diesem ganzen Zirkus.“
Mit ihren 16 Jahren ist dagegen Paula Schmidtsdorf das Küken im Chor. Sie spielt Flügelhorn. „Ich mag die Gemeinschaft“, erzählt sie. Die schönsten Augenblicke erlebt sie auf Kirchentagen, wenn sich dort auch viele Bläser aus ganz Deutschland treffen, um zu musizieren.

Chorleiter Matthias Dill ist seit 2005 dabei. Er stammt aus dem thüringischen Rudolstadt. „Ich konnte vorher überhaupt kein Blasinstrument spielen“, gibt er zu. Dennoch wollte er die Stelle in der Kantorei antreten, trat in den Chor ein, spielte zunächst bei den Anfängern mit. Ein halbes Jahr später stieg der studierte Musiker und Chordirigent bereits zum Leiter auf.
Mit ihm kam neuer Schwung in die Gruppe. „Ich kenne die Bücher gar nicht, nach denen davor gespielt wurde“, sagt Matthias Dill. Es gebe Posaunenchöre, die seit 60 Jahren mit dem selben Notenmaterial arbeiten, neue Stücke kämen da nie hinzu. Das ist bei den Kremmenern anders. „Das Image unseres Chores wurde mit ihm grundrenoviert“, sagt Heike Schmidtsdorf, die seit 20 Jahren Mitglied ist. Neues Liedgut zog in die Gruppe. Dazu gehört beispielsweise die Titelmelodie von der „Olsenbande“ oder auch der Song „Wochenend und Sonnenschein“. Matthias Dill lächelt ein wenig, wenn er sich an die Zeit erinnert, in der er diese neueren Lieder im Chor einführte. „Beim ersten modernen Lied haben sie natürlich ein bisschen rumgemeckert, aber irgendwann ging’s. Inzwischen ist das Olsenbande-Lied ein Selbstläufer.“

Sie sind nicht perfekt, trotz der langjährigen Arbeit und Auftrittserfahrung bezeichnen sie sich als Laien. „Deshalb sind wir auch ein Chor und kein Orchester“, sagt Matthias Dill. Die Chorprobe dauert in der Regel 90 Minuten. Das Problem mit Takt 27 ist inzwischen auch geklärt. Beim zweiten Mal kamen alle mit. „Aber bei der Note links unten hapert es noch“, sagt der Chorleiter. „Das ist zu lang, das muss kürzer sein.“ Also, gleich noch mal.
Fünf Auftritte hat der Chor am kommenden Wochenende. „Wir hoffen, dass wir während des Landeserntefestes ein wenig auf uns aufmerksam machen können“, sagt Matthias Dill.


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