George

MO 22.07.2013 | 20.15 Uhr | arte

Götz George brubbelt mal wieder rum, ist sauer auf die ARD. Die gratuliert ihm nämlich zum 75. Geburtstag und zeigt das Dokudrama „George“, in dem Götz seinen Vater Heinrich George spielt. Nur leider zeigt Das Erste den Film nicht zur Primetime, sondern erst um 21.45 Uhr, nach einer „Schimanski“-Wiederholung, und dann auch nicht im quotenstarken Herbst, sondern im Hochsommer. Geht alles gar nicht, findet Götz George.
Dabei ist „George“ zwar überraschend spannend, aber nun wirklich kaum für die Primetime geeignet. Immerhin zeigte der Kultursender arte den Film am Montagabend vorab zur besten Sendezeit – und landete einen Quotenerfolg.

Der Film zeigte, wie der Schauspieler Heinrich George mit den Nazis zusammenarbeitete, Er drehte im Auftrag der Faschisten Filme wie „Jud Süß“ oder „Kolberg“. Für Letzteren hat Goebbels am Drehbuch mitgeschrieben. Nach Kriegsende musste er sich vor den Russen verantworten, die ihm seine Nazivergangenheit vorwarfen. Am Ende starb er völlig entkräftet im Speziallager Sachsenhausen in Oranienburg.
All das zeigt der Film, und der Zuschauer fragt sich: Was sollen wir nun von Heinrich George halten? War er ein naiver, vielleicht sogar dummer Mann, der einfach nur schauspielen wollte und den Rest übersah oder nicht verstand? Hätte er sich wehren können? War ihm sein Stolz wichtiger als die Ideologie? Oder hatte er gar keine andere Wahl?
Das alles lässt sich heute nicht mehr klären, und diese Frage kann auch „George“ nicht beantworten.

Götz George als Heinrich George funktioniert bedingt und nicht durchgängig. Die beiden haben weniger Ähnlichkeiten als gedacht. Das sieht man in den durchaus faszinierenden Originalausschnitten, die reinmontiert sind. Erst später, im Alter, spricht Heinrich wie Götz heute. Dass man Götz zwischendurch beim Schminken für seine Rolle, irritiert ein wenig.

Der Film ist sehenswert, aber doch speziell. Dass die ARD das Dokudrama erst um 21.45 Uhr zeigt, ist angesichts des schwierigen Themas – und so im Bewusstsein der Menschen ist Heinrich George ja heute auch nicht mehr – eine sogar noch recht gute Startzeit, für die die ARD sogar Kompromisse eingeht. Und: Im Hochsommer bekommt man später am Abend vielleicht sogar mehr Zuschauer als zur Primetime.


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